Grüne fordern: SUV-Verbot für München zur Lärm- und Stickoxidreduzierung

Die dicken Geländewagen machen nur unnötig Lärm und haben in der Stadt deshalb nichts zu suchen, findet die Öko-Partei – und fordert entsprechende Konsequenzen.
Florian Zick |
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Daumen runter für den Porsche Cayenne: Stadtrat Florian Roth (links) und der Bundestagabgeordnete Dieter Janecek wollen SUVs aus der Innenstadt verbannen.
privat Daumen runter für den Porsche Cayenne: Stadtrat Florian Roth (links) und der Bundestagabgeordnete Dieter Janecek wollen SUVs aus der Innenstadt verbannen.

München - Sie sind groß, wahnsinnig teuer – und machen in der Regel auch deutlich mehr Lärm als ein kleiner Stadtflitzer: Zwei Grüne, der Stadtrat Florian Roth und der Münchner Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek, wollen SUVs deshalb nun aus der Innenstadt verbannen.

Wie in der Diesel-Debatte, so lasse die Bundesregierung die Kommunen auch beim Kampf gegen Verkehrslärm wieder mal alleine, sagt Janecek. Absolut unbegreiflich, findet er. Denn Verkehrslärm sei anerkanntermaßen tödlich. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO gehen EU-weit jedes Jahr rund 50.000 tödliche Herzinfarkte und etwa 200.000 Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf das Konto röhrender Motoren.

Schon bei einem durchschnittlichen Dauerpegel von 65 Dezibel steigt nach Angaben des Umweltbundesamtes das Risiko für einen Herzinfarkt erheblich. In München, schätzt Janecek, sind etwa 90.000 Menschen auch nachts einem solchen schädlichen Straßenlärm ausgesetzt.

Für große Motoren gilt immer noch ein Lärmrabatt

Beim Erlass ihrer Lärmverordnung vor gut einem Jahr wollte die EU-Kommission da eigentlich gegensteuern. „Da hat sie die Rechnung aber ohne die Bundesregierung gemacht“, sagt Janecek. Die hätte sich von der deutschen Autolobby einspannen lassen, um Ausnahmeregeln für hochmotorisierte Fahrzeuge durchzudrücken.

Zwar müssen Neuwagen seit dem 1. Juli 2016 nun stufenweise leiser werden. Bei Autos mit einer Leistung bis zu 163 PS pro Tonne zum Beispiel sinkt der zulässige Höchstwert von jetzt 72 Dezibel auf nur noch 68 Dezibel im Jahr 2026. Geländewagen und Sportwagen dürfen aber auch in Zukunft lauter röhren.

"Mit Sonderrechten für Reiche muss Schluss sein"

Ferrari, Maserati, Audi Q7 und Porsche Cayenne – sie alle genießen weiterhin einen Lärmrabatt. Leistungsstarke Autos dürfen auch künftig stets drei Dezibel lauter sein als der Kleinwagen oder die Familienkutsche. Ab einer Motorleistung von 272 PS pro Tonne sind sogar vier Dezibel erlaubt. Janecek spricht deshalb auch von einer "Lex Porsche."

Drei bis vier Dezibel – das klingt zwar nicht viel. Experten zufolge verdoppelt sich in der Wahrnehmung aber schon bei drei Dezibel die Geräuschkulisse. Fünf SUVs machen letztlich also genauso viel Lärm wie zehn Autos der Mittelklasse. Diese Ungerechtigkeit wollen die Grünen nicht länger hinnehmen. "Mit solchen Sonderrechten für Reiche muss Schluss sein", fordert Janecek. Und wenn das über die EU-Verordnung nicht klappt, dann müssen eben andere Mittel her. Die lauten Spaß-Motoren sollen raus aus der Innenstadt.

Als Mittel zum Zweck denken Janecek und Roth dabei an ein Einfahrverbot analog zur Umweltzone: Wer ein zu lautes Auto hat – egal, ob es getunt ist oder nur stark motorisiert –, der soll einfach nicht mehr rein dürfen in die City.

Auch an ein Parkverbot für SUVs denken die Grünen

Auch übers Parkraum-Management könnte man etwas machen, sagt Stadtrat Florian Roth. Wer mit seinem unnötig großen Schlitten die Nachbarn zulärme, habe es jedenfalls nicht verdient, auch noch mit einem günstigen Anwohner-Parkausweis belohnt zu werden. Auch über ein Parkverbot für SUVs müsse man also nachdenken, so Roth.

Die Grünen wollen weiter an Konzepten arbeiten, wie man den dicken Geländewagen die Tür weisen kann. Janecek und Roth haben jedenfalls keine Lust mehr auf Leute, die den Lärm ihrer Autos "Sound" nennen. Und erst die ganzen Angeber, die auf der Leopoldstraße ihre großen Motoren aufheulen lassen. Wer würde die schon vermissen? "Vermutlich niemand", sagt Roth.

In der Stadt ein großes Auto zu fahren, halten die Grünen jedenfalls für einen krassen Anachronismus. Zu lang, zu breit, zu laut – und letztlich auch gar nicht mehr dazu geeignet, Eindruck zu schinden, findet Roth. "Selbst ein kleines E-Auto beschleunigt inzwischen schneller als ein röhrender Porsche oder Ferrari", sagt er.


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Laute Autos aus der Innenstadt verbannen, SUVs die Parkplätze wegnehmen. Diese Pläne haben die Grünen. Was sagen Sie dazu? Ist die Idee sinnvoll, um Lärm zu reduzieren und mehr Platz in der Stadt zu schaffen? Oder: Schmarrn, jeder soll mit dem Verkehrsmittel fahren dürfen, wie es für ihn oder sie am besten ist. Schreiben Sie uns!

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