Großrazzia gegen eine ganze Branche: Insgesamt wurden 90 Objekte kontrolliert

Eine großangelegte Razzia in Deutschland hat ein kriminelles Netzwerk im Menschenhandel und der Schwarzarbeit in der Reinigungsbranche zerschlagen. 850 Beamte durchsuchten zahlreiche Objekte und nahmen mehrere Verdächtige fest.
Hüseyin Ince
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Zollfahnder haben gemeinsam mit Polizei, Staatsanwaltschaft sowie der Steuerfahndung an zwei Tagen etwa 90 Adressen durchsucht. Dabei konfiszierten sie mehrere Millionen Euro, Schmuck sowie teure Uhren.
Zollfahnder haben gemeinsam mit Polizei, Staatsanwaltschaft sowie der Steuerfahndung an zwei Tagen etwa 90 Adressen durchsucht. Dabei konfiszierten sie mehrere Millionen Euro, Schmuck sowie teure Uhren. © Leonie Asendorpf/dpa

Mindestens vier deutsche Behörden haben laut Staatsanwaltschaft München I gemeinsam dem organisierten Menschenhandel und der Schwarzarbeit am 12. und 13. November einen schweren Schlag versetzt. 850 Beamte sollen im Einsatz gewesen sein, als die Durchsuchungen am Mittwoch starteten.

Die Aktion richtete sich offenbar gezielt gegen die Reinigungsbranche. 90 Objekte in München und vielen weiteren Orten in Bayern, sowie in Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen seien demnach durchsucht worden. Darunter sind Privatwohnungen, Geschäftsräume, Steuerberaterkanzleien nicht beschuldigter Personen sowie drei Arbeitnehmerunterkünfte.

Auch in Osteuropa wird ein Verdächtiger festgenommen

Dabei wurden offenbar vier Personen verhaftet. Drei Männer mit serbischen und italienischen Wurzeln sowie eine Frau mit rumänischen Wurzeln hat die Polizei festgesetzt. Alle Personen befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.
Die Münchner Staatsanwaltschaft vermeldet auch in Rumänien eine Festnahme. Die dortigen Behörden haben im Rahmen der Großrazzia einen Rumänen festgenommen, der im Zusammenhang mit den Tatvorwürfen des Menschenhandels, der Zwangsarbeit sowie der Schwarzarbeit in Deutschland konfrontiert wird.

Auch große Vermögenssummen sind eingefroren worden. 6,7 Millionen Euro konnten die Behörden sicherstellen. Unter den konfiszierten Gegenständen sind offenbar auch teure Uhren, Schmuck sowie Bargeld in Höhe von 30.000 Euro. Eine vorläufige Betrugssumme wurde bereits errechnet. So haben laut Staatsanwaltschaft die Festgenommenen den Sozialversicherungsträgern und der öffentlichen Hand rund sieben Millionen Euro vorenthalten.

14 Gesellschaften gegründet, die sich gegenseitig Scheinrechnungen stellen

Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen 18 Verdächtige. Die Vorwürfe sind zahlreich und könnten empfindliche Haftstrafen nach sich ziehen: Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt, Menschenhandel, Ausbeutung der Arbeitskraft, Zwangsarbeit und Steuerhinterziehung.

Den Männern und Frauen wird vorgeworfen, ein kriminelles Netz gegründet zu haben. 14 Gesellschaften seien in München und Umgebung eingetragen worden, die alle zusammenarbeiteten. Die Hauptbeschuldigten seien jeweils Geschäftsführer einer dieser Gesellschaften gewesen.

In Unterkünften lebten auch Minderjährige, die zur Schwarzarbeit gezwungen worden sein könnten

Aktiv waren die Verdächtigen in der Gebäudereinigung, Baustellenreinigung, Gebäudeüberwachung und der Durchführung von Abbrucharbeiten. Einzelne Gesellschaften wurden als Servicefirmen beauftragt, die wiederum Scheinrechnungen ausgestellt haben sollen. So konnten offenbar Schwarzgeldzahlungen verschleiert werden.

Einige dieser "Schwarzarbeitnehmer" haben offenbar in menschenunwürdigen Unterkünften gelebt. Darunter sind auch Minderjährige. Sie wurden deutlich unter Mindestlohn bezahlt, mussten Wuchermieten entrichten und waren nicht sozialversichert.

Hinweis: Ursprünglich lautete die Überschrift, dass in München 90 Objekte kontrolliert wurden, das stimmt so nicht. Die Zahl bezieht sich auf alles Kontrollen im Rahmen der Razzia im gesamten Bundesgebiet. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen. 

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  • AufmerksamerBürger vor 41 Minuten / Bewertung:

    Sollte nicht das Steuer- und Arbeitsrecht der bunten und bereicherten Gesellschaft angepasst werden?
    Das Rechtsverständnis der neuen Bevölkerung schwindet sonst noch schneller und es kommt zu Akzeptanzkonflikten.
    Vielleicht könnten die Omas vermittelnd den Justizminister niederbrüllen.

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