Fast 300 Beamte im Einsatz: Münchner Polizei löst Fake-Hochzeit auf
Seit mehr als einem Jahr verfolgt das Münchner Kommissariat 33 (K33) eine Großfamilie im Raum Südbayern, die auch Münchner Mitglieder hat. Unter der Leitung von Hans-Peter Chloupek ist das K33 zuständig für Organisierte Kriminalität. Was hinter den Kulissen bei dieser Großgruppe abläuft, klingt steinzeitlich.
Die Polizei hat Hinweise darauf, dass diese Großfamilie mit Wurzeln in Rumänien eine eigene Rechtsprechung hat, mit eigenem "Friedensrichter". Hierfür hält diese Familie hin und wieder Gerichtssitzungen, wie zuletzt bei einer als Hochzeit getarnten Veranstaltung.
Diese "Hochzeit" fand am späten Donnerstagnachmittag in Königsbrunn bei Augsburg statt. Die Feier hätte in München steigen sollen, weshalb sich Münchner Polizisten mit etwa 300 Beamten für die Razzia vorbereitet hatten.
Eine Hochzeit ohne Hochzeitspaar
Weil das Ganze kurzfristig nach Königsbrunn verlegt wurde, führten die Münchner Polizisten diese Razzia trotzdem durch. Geleitet wurde sie vom Präsidium Schwaben Nord.
In der Königsbrunner Event-Lagerhalle hatten sich alle Mitglieder "sehr schick gekleidet", wie Chloupek sagt. Doch ein Hochzeitspaar fehlte. Einer der Teilnehmer sagte wohl, dass es sich um eine Silberhochzeits-Feier handle.
Gegen 17 Uhr lösten die Beamten die Party auf. Zunächst habe etwas Unruhe geherrscht, sagt Chloupek. Aber die Teilnehmer seien schnell einsichtig und kooperativ gewesen. Fast 350 Gäste wurden registriert und überprüft.
Die Frauen und Männer kamen teilweise aus Italien und Frankreich. Und natürlich aus München. Zwölf Personen wurden vorübergehend festgenommen. Gegen drei lag ein Haftbefehl vor. Sie konnten durch eine Sicherheitszahlung die Haft verhindern.
Werden manche Frauen dazu verurteilt, vergewaltigt zu werden?
Vorwürfe: Menschenhandel, Körperverletzung, Betrug, Verstoß gegen das Waffengesetz, Geldwäsche und Betäubungsmittel-Verstoß. Es wurden auf der "Hochzeit" unzählige Waffen sichergestellt: Totschläger, Messer, große Pfeffersprays, die eigentlich nicht im Handel erhältlich sind.
Offenbar gibt es auch Hinweise, dass die "Friedensrichter" besonders drastische Urteile sprechen, wenn jemand aussteigen möchte. Es werden wohl erst dramatische Geldstrafen ausgesprochen, teils in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro. Und es besteht der Verdacht, dass sogar Todesurteile oder auch Vergewaltigungsstrafen folgen.
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