Großer Betrug mit MVV-Monatskarten - Trio vor Gericht
München - Gericht in Zeiten von Corona kann eine ziemlich zähe Angelegenheit sein. Bevor gestern der Prozess um einen großangelegten Betrug mit gefälschten MVV-Monatskarten beginnen kann, muss sich der Vorsitzende Richter Markus Koppenleitner erst einmal als Platzanweiser betätigen. Um den Corona-Beschränkungen gerecht zu werden, müssen alle Prozessbeteiligten und die Zuschauer in den richtigen Abstand voneinander gebracht werden. Das gelingt nach einigem Hin und Her. Der Prozess kann beginnen.
Betrugs-Trio versuchte Blankofahrkartenrollen von Busfahrern zu kaufen
Auf der Anklagebank sitzen zwei Männer (36, 47) und eine Frau (44). Sie sollen dem mutmaßlichen Kopf der Bande, gegen den noch verhandelt werden soll, bei dem Betrug mit gefälschten Monatskarten zugearbeitet haben, wirft ihnen die Staatsanwältin Stefanie Eckert vor.
Der Plan: Busfahrer von Linienbussen fragen, ob sie ihnen Blankofahrkartenrollen verkaufen. Diese wurden dann mit Fahrscheindaten für MVV- und Bahn-Monatskarten bedruckt und gewinnbringend weiterverkauft. Der Erlös sollte laut Anklage unter den Angeschuldigten aufgeteilt werden.
Ein lohnendes Geschäft: Je Blankofahrkartenrolle können Fahrkarten im Wert von maximal 150.000 Euro gedruckt werden. Außerdem entstand den Busunternehmen hoher Schaden. Sie müssen nämlich für jede abhandengekommene Rolle 3.000 Euro zahlen.
Komplize knackte Fahrscheinautomaten
Zunächst versuchten die 44-Jährige und der Bandenchef, die Blankorollen für 100 Euro und gegen Gewinnbeteiligung von den Busfahrern zu erkaufen. Wenn dies nicht gelang, soll die Frau laut Anklage auch Sex angeboten haben. Das stimme nicht, widerspricht die Angeklagte aber im Prozess. Der Vorschlag sei von den Fahrern gekommen. Der Kopf der Bande fand dann einen anderen Weg: Ein Komplize brach in die Busse ein und knackte die Fahrscheinautomaten.
Für den Druck und Zuschnitt der gefälschten Fahrkarten war dann der technisch versierte 47-Jährige zuständig. Er verfügte in seiner Salzburger Werkstatt auch über die notwendige Ausstattung dafür. Der 36-jährige Angeklagte fungierte als Zwischenhändler. Am 26. Februar 2019 beendete die Polizei das betrügerische Treiben mit einer großen Durchsuchungsaktion.
Bereits im März hatte es eine Verständigung der Prozessbeteiligten gegeben. Mit dem Ergebnis, dass die Frau und der 36-Jährige mit Bewährungsstrafen davon kommen können, wenn sie gestehen. Der 47-Jährige wird demnach wohl über drei Jahre, der Bandenchef muss wahrscheinlich sogar über fünf Jahre Haft absitzen.
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