Sitz aus Verankerung gerissen, über die Hälfte ohne Ticket im Zug: Cottbus-Fans lösen Großeinsatz aus

Schon bevor die Cottbus-Fans in München eintrafen, bekam die Bundespolizei einen Hinweis, dass in München Ärger ins Haus steht. Zum Spiel der Dritten Liga zwischen dem TSV 1860 München und Energie Cottbus (3:0) meldete die Bundespolizei in Pirna, dass eine Menge Schwarzfahrer im Zug sitzen.
Unter den etwa 250 Cottbus-Fans im ICE 503 befanden sich rund 130 Personen ohne gültiges Ticket, sagte Sina Dietsch, Sprecherin der Bundespolizei in München, am Sonntag. Die Beamten im Münchner Hauptbahnhof richteten sich entsprechend auf die Ankunft des ICE 503 ein und errichteteten eine sogenannte "Bearbeitungsstraße".
Rund 100 Bundespolizisten standen bereit. Der Zug wurde zunächst auf Gleis 11 umgeleitet. Die Cottbus-Fans wurden dort durch Absperrmaßnahmen von anderen Reisenden getrennt, erklärte Sina Dietsch. Die Polizisten nahmen die anreisenden Fans in Empfang und überprüften sie. Die Beamten kontrollierten die Identitäten der aussteigenden Fans, die keinen Fahrschein vorzeigen konnten.
Nach Ankunft des Zuges meldete der Zugbegleiter mehrere Schäden in dem ICE. Daraufhin entschied der Einsatzleiter der Polizei, dass die Personalien aller anreisenden Fans festgestellt werden. Insgesamt konnten rund 250 Identitäten erfasst werden, so die Polizeisprecherin. Nach aktuellem Ermittlungsstand sind etwa 130 Personen ohne gültigen Fahrschein unterwegs gewesen.

Zugeinrichtung demoliert
Im ICE wurden zwei Sitze beschädigt. Jemand hatte die Sitzflächen aus ihrer Verankerung gerissen. Die Höhe des Schadens wird ermittelt. Nach Abschluss der Kontrollen wurde die Fanszene von Energie Cottbus gegen 13 Uhr durch Kräfte der Bayerischen Polizei sowie unterstützende Bundespolizisten bis zur U-Bahn-Station Wettersteinstraße begleitet.

Rassistische Pöbelei im Grünwalder Stadion
Die Drittliga-Partie zwischen dem TSV 1860 München und Energie Cottbus ist zudem durch einen rassistischen Vorfall überschattet worden und stand kurzzeitig vor dem Abbruch. Der Cottbuser Fußballprofi Justin Butler berichtete nach Angaben von Schiedsrichter Konrad Oldhafer, dass er von der Tribüne mit Affenlauten beleidigt worden sei. Der Unparteiische unterbrach die Partie und setzte sie erst nach knapp zehn Minuten fort. Ein Zuschauer wurde nach Aussage des Schiedsrichters des Stadions verwiesen.
TSV entschuldigt sich
Die Gastgeber entschuldigten sich in einer Mitteilung bei Butler und Energie Cottbus. "Aufgrund des schnellen Einschreitens von Spielern des FC Energie und des TSV 1860, umstehenden Fans sowie der Fanbetreuung der Löwen konnte der Zuschauer ausfindig gemacht und der Polizei übergeben werden", hieß es. Man bemühe sich um eine Aufarbeitung und werde den Zuschauer mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zur Rechenschaft ziehen. 1860 stehe für Gleichberechtigung, Vielfalt und Toleranz.