Große Empörung: Privatmensch sperrt hier einfach einen beliebten Spazierweg

Die Aufregung in Altperlach ist groß: Spaziergänger und Jogger fordern, dass der Fußweg am idyllischen Hachinger Bach frei bleibt.
Eva von Steinburg
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Der schmale Weg am kleinen Hachinger Bach ist eine beliebte Joggingstrecke. Darf ein Privatmensch diesen etablierten Erholungsweg in der Natur für Bürger sperren?
Der schmale Weg am kleinen Hachinger Bach ist eine beliebte Joggingstrecke. Darf ein Privatmensch diesen etablierten Erholungsweg in der Natur für Bürger sperren? © privat
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Der Fußweg am Hachinger Bach ist von der Winninger Straße bis Unterbiberg rund 600 Meter lang. Er ist seit vielen Jahrzehnten ein beliebter Spazier- und Wanderweg für die Menschen in der Umgebung. "Für mich ist er Teil meiner alltäglichen Laufstrecke", sagt die Münchnerin Sara Haußleiter.

Auf der App Strava lasse sich nachvollziehen, wie viele Menschen diesen lauschigen Weg zum Sport treiben nutzen. "Gerade im Sommer, weil der Weg so schön kühl und schattig ist. In Zeiten des Klimawandels, wo überall in der Stadt Abkühlung geplant wird und Bäche freigelegt werden, sind derartige Gebiete Gold wert!", sagt die sportliche 42-Jährige.

Der neue Metallzaun am Hachinger Bach (links). Die Pfosten des Zauns sind mit Beton im Boden verankert.
Der neue Metallzaun am Hachinger Bach (links). Die Pfosten des Zauns sind mit Beton im Boden verankert. © privat

Doch plötzlich, Anfang Juli, versperrte den Bürgern in der freien Natur ein Zaun den Zugang zum Hachinger Bach – die Empörung vor Ort ist immer noch groß.

Joggerin Sara Haußleiter hat am 11. Juli per Mail offiziell das Baureferat um Hilfe gebeten. An diesem Tag hatte sie am Zaun zwei Mitarbeitende des Baureferats angetroffen und erfahren, dass der Zaun von einem privaten Grundstückseigentümer in Auftrag gegeben wurde. „Der Zaun wurde zwischenzeitlich von Unbekannten geöffnet und sollte von einem vom Eigentümer beauftragten Unternehmen wieder verschlossen werden“, erfuhr die Rechtsanwältin an diesem Tag.

Am 22. Juli war der Weg frei, weil ein Zaunelement ausgehängt ist. Das Schild warnt schon lange: "Naturnaher Weg. Benutzung auf eigene Gefahr."
Am 22. Juli war der Weg frei, weil ein Zaunelement ausgehängt ist. Das Schild warnt schon lange: "Naturnaher Weg. Benutzung auf eigene Gefahr." © privat

Große Empörung in den Sozialen Medien

"In der Nachbarschaft und in den Sozialen Medien sorgt die Sperrung für Empörung", sagt die Bürgerin.
Denn: Der Spazierweg werde auch viel von Menschen mit Hunden genutzt. Hunde kühlen sich im Wasser des Hachinger Bachs ab. Auch viele Familien mit Kindern und andere Erholungssuchende nutzen den 600 Meter langen Weg. Der schmale Weg, ist auch der Fußweg der Menschen aus Altperlach, aus dem Wohngebiet südlich der S-Bahn, die zum Einkaufen zum Rewe nach Unterbiberg laufen, weiß Sara Haußleiter.

Die Haftungsfrage ist ein Thema

Lokalpolitiker Werner Nüßle (Grüne) sagt: "Die Aufregung bei uns ist groß. Und zurecht, finde ich. Da hat wohl ein Privatmensch den Bürgern den Weg zum Bach versperrt. Das ist schon heftig!" Seine Überlegungen zum Bau des Zauns gehen in diese Richtung: "Wenn das ein Privatweg ist, ist ja oft die Haftungsfrage ein Thema."

Im Bezirksausschuss gehen Beschwerden ein

Bei Thomas Kauer (CSU), Chef des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach, sind jedenfalls bis jetzt zehn Beschwerden eingegangen. Der Konflikt wird in der Sitzung am 31. Juli behandelt. "Die Stadt ist aufgefordert, das grundstücksrechtlich zu klären."

Neu: Zugang ist geöffnet

Der aktuelle Stand im Zaun-Streit: Jemand hat jüngst den Zugang zum Weg am kleinen Hachinger Bach wieder frei gemacht. Ein Zaunelement ist ausgehängt — und lehnt an dem neuen Zaun. "Zuletzt war der Zaun offen, ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt, das lasse ich mal dahingestellt", sagt Politiker Thomas Kauer.


Die Perlacher Joggerin Sara Haußleiter, die gerne hier im Schatten läuft und danach ihre Füße im Bach kühlt, bittet das Baureferat: "Ich wünsche mir, dass die Stadt prüft, ob es nach dem Naturschutzgesetz — und der bayrischen Verfassung — hier am Wasser ein Betretungsrecht für die Öffentlichkeit gibt."

Das ist mein happy place

Sara Haußleiter sagt: "Das ist mein happy place. Ein Privatmensch kann diesen Ort doch nicht den Bürgern und Anwohnern plötzlich wegnehmen!" Die Juristin gibt zudem zu bedenken: Ist der 600 Meter lange Weg am Bächlein auf einer Seite versperrt, so sei er faktisch von der anderen Seite zugänglich: "Seinen Erholungscharakter als Spazier- und Wanderweg verliert der Weg jedoch, da er nicht mehr durchquert werden kann."

"Kein öffentlicher Weg", so das Baureferat zur AZ

Auf AZ-Anfrage teilt das Baureferat zu dem heftigen Zwist aktuell mit: "Der Spazierweg entlang des Hachinger Baches ist kein öffentlicher Weg, sondern ein historisch gewachsener, der fast ausschließlich über Privatgrund verläuft." Das sind keine guten Aussichten für die Perlacher: "Nur der nördliche Teil ist eine städtische Grünfläche. Die Zuwegung, die bislang genutzt wurde, um wieder auf die Unterbiberger Straße zu gelangen, ist in privater Hand", so das Baureferat. Es konstatiert: "Die Stadt hat hier kein Wegerecht."

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10 Kommentare
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  • nieh am 30.07.2025 12:51 Uhr / Bewertung:

    Unverständlich im Text: was ist denn nun privat? Was ist der "Nordteil"? Die Schilder an beiden Enden des Weges am Bach sagen, dass die Stadt München der Eigentümer ist. Nur die sandige Zufahrt von der Unterbiberger Straße bis zum Bach ist als Privatweg ausgewiesen, der Zugang ist aber nicht verboten, nur eben auf eigene Gefahr.
    Beide Wege können und dürfen also betreten werden, der Zaun verhindert also nur den Übergang.
    Es sieht doch danach aus, dass der Grund ein ganz anderer ist (Nachbarn ärgern?).

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  • Ch_Muc am 29.07.2025 20:05 Uhr / Bewertung:

    Ist jemand auf die Idee gekommen, den Besitzer zu fragen?

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  • Ostbayer am 29.07.2025 07:13 Uhr / Bewertung:

    Die angebliche Juristin sollte es schon wissen, wie das mit den Privateigentum ist.

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