Grippewelle! Jetzt liegen Bayerns Lehrer flach
MÜNCHEN - „Die Situation ist superakut“ – Die Grippewelle hat Münchens Schulen derzeit fest im Griff und legt auch noch die „Mobile Reserve“ der Lehrer lahm.
Dass in Bayern Lehrermangel herrscht, daraus macht selbst das Kultusministerium keinen Hehl: 1200 Lehrer fehlen im laufenden Schuljahr an bayerischen Gymnasien. Doch jetzt leiden offenbar auch Grund- und Hauptschulen an akutem Lehrermangel. Der Grund: Die Grippe hat München und das Umland fest im Griff – und damit auch viele „Lehrkörper“.
„Derzeit sind wegen Krankheitsfällen mehr als 150 Lehrkräfte an Grund- und Hauptschulen in der Stadt als Aushilfen im Einsatz“, erklärt Beate Eckert-Kalthoff, stellvertretende Leiterin des Staatlichen Schulamts in der Landeshauptstadt. Der Pool an Aushilfskräften sei ausgelastet. „In wenigen Fällen ist bereits die Aushilfe der Aushilfe schon wieder erkrankt.“ Es sei aber sichergestellt, dass der „Kernunterricht“ nicht entfällt.
Auch der Landkreis ist infiziert. Seit Anfang Februar sei die Situation „superakut“, sagt Landratsamt-Sprecherin Christine Spiegel. Alle 46 „Mobilen Reserven“ – also Aushilfskräfte – seien derzeit in der Region im Einsatz. „Und es sind noch elf offene Anforderungen da, die momentan nicht bedient werden können.“
46 Schüler drängten sich in einem Klassenzimmer
Beispiel Farinellistraße in München: In der dortigen Grundschule ist die Lehrerin der 3b seit 9. Februar krank. Doch erst nach den Ferien, am 2. März, übernimmt eine „Mobile Reserve“ die Klassleitung. Die Eltern sind sauer: Schon seit Anfang des Jahres sei die Lehrerin immer wieder ausgefallen. Die Folge: Die 3b musste auf andere Klassen aufgeteilt werden. Besonders krass war die Lage vergangenen Montag – 46 Schüler drängten sich in einem Klassenzimmer. „Die Kinder sind durch den Wind“, sagt Elternsprecher Daniel Schwarz, dessen Tochter Elsa die 3b besucht. „Die Kernfächer liegen brach.“ Die Schüler würden mit „Stillbeschäftigungen“ ruhig gehalten.
„Wir haben echt überlegt, die Kinder daheim zu unterrichten“, sagt auch Margret Kraus, deren Sohn Luis in die 3b geht. Besonders ärgerlich für die Kleinen und ihre Eltern: Die neue Lehrerin, die nach den Ferien kommen und bis Jahresende bleiben soll, ist schon die fünfte, die die Kinder in ihrer noch kurzen Schulkarriere unterrichtet.
„Die Kinder fühlen sich nur noch rumgeschubst“
„Chaotische Zustände“ beklagen auch Eltern, deren Sprösslinge die 2a in der Grundschule Gräfelfing besuchen. Seit sechs Wochen fielen ständig Stunden aus – nur etwa die Hälfte des Unterrichts habe regulär stattgefunden. Die Pennäler würden in der Not teils vorm Fernseher geparkt. „Viele Kinder wollen gar nicht mehr hingehen“, beklagt eine Elternsprecherin. „Sie fühlen sich nur noch rumgeschubst.“ Auch wenn die Schule ihr Bestes tue, um sie zu betreuen. In dieser Woche sei zwar eine Aushilfe im Einsatz. Aber wie es nach den Ferien weitergehe, sei noch unklar – die eigentliche Lehrerin ist schwer erkrankt. „Mittlerweile haben die Kinder kaum noch Motivation.“ Die Eltern haben jetzt eine Unterschriftenliste ans Schulamt geschickt.
Laut Ministerium gibt es in Bayern 2180 Mobile Reserven für Grund- und Hauptschulen. Erst Anfang der Woche wurde die Zahl erhöht. Doch schon heißt es aus dem Staatlichen Schulamt in München: „Es kann sein, dass wir nach den Ferien noch eine Aufstockung brauchen!“
Julia Lenders
- Themen: