Grillen um die Weltherrschaft

Hier erzählt ein bekannter Münchner von seinem Wochenende. Heute: der Schauspieler Götz Otto.
Götz Otto |
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Wochenende ist bei mir normalerweise Family-Time. Ich mache mit meiner Frau und meinen Kindern sehr oft schöne Ausflüge. Manchmal hole ich mir auch einen Tipp in dem Buch „111 Orte in München, die man gesehen haben muss”–so ein Buch gibt es für jede Stadt.

In dem Buch stehen Orte drin, die man als Münchner zwar kennt, aber dann doch irgendwie nicht. Der letzte Münchner Paternoster, die Wittelsbacher Gruft oder die Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen. Das sind Orte, die würde man sich in einer fremden Stadt beim Sightseeing vielleicht anschauen. Aber als Münchner macht man das nicht, weil man in der Stadt, in der man lebt, selten auf Entdeckungstour geht.

Ich glaube, dass man sich gerade als Großstädter mit seiner Heimat als Ort kaum mehr auseinandersetzt. Dadurch, dass München immer mehr ein Melting Pot wird und die Menschen hier nicht mehr aufwachsen, geht dieses Verwurzeltsein ein bisschen verloren – das ist schade. Ich versuche meinen Kindern deshalb zu vermitteln, dass es wichtig ist, einen Bezug zu seiner Stadt zu entwickeln. Wir haben deshalb auch mal so eine Bustour mit dem roten Doppeldecker gemacht. Da kann man durchaus das ein oder andere Neue – im wahrsten Sinne – „erfahren”. Auch wenn’s nicht ganz billig ist.

Und was bei diesem genialen Wetter gerade natürlich auch toll ist: grillen. Draußen in Krailling, wo wir wohnen, richten wir im Freundeskreis ab und zu auch Barbecue-Meisterschaften aus, die nennen wir dann ganz bescheiden „BBQ-Weltmeisterschaften”. Da kommen die lustigsten Sachen bei raus. Vergangenes Jahr gab es zum Beispiel Huhn auf der Bierdose. Das hat auch ganz lecker geschmeckt.

Da draußen in Krailling gibt es etwas, was ich von nirgendwo sonst her kenne: eine Clique mit mehrere hundert Leuten. Die kennen sich alle noch aus ihrer Schulzeit. Das hat natürlich auch viel mit meiner Frau zu tun, die in der Gegend groß geworden ist. Aber in so ein soziales Umfeld eingebettet zu sein, das ist eine große Qualität.

Was ich am Sonntagmorgen gerne mache: Mir ein Fahrrad schnappen und mit Lotte, unserem spanischen Mischlingshund, für anderthalb Stunden irgendwohin fahren, zwischendrin ein bisschen laufen– und wenn man zurückkommt, gleich ins Würmbad nach Planegg. So als kleinen Wochenend-Triathlon. Das Würmbad ist im Prinzip nichts anderes als ein in den Bach eingelassenes Betonbecken, ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert. Und die Würm hat an der Stelle ein ordentliches Tempo drauf. Da kann man schwimmen, schwimmen, schwimmen – das ist wie eine Gegenstromanlage.

Weil wir da wohnen, bin ich natürlich viel im Münchner Westen unterwegs. Da gibt es auch ganz großartige Wirtshäuser, zum Beispiel den Wilden Hirsch direkt an der Würm. Das ist ein ganz kleines Beisl, irgendwie schräg und urig. Und so besonders, dass sogar der ein oder andere Münchner hier Stammgast ist. Unterschätzt ist zudem die Goldene Gans in Pasing, das ist ein altes Wirtshaus in der Planegger Straße.

Und dann steht in den nächsten Tagen noch die jährliche Versteigerung der Bundesliga-Spieler an. Ich ziehe gemeinsam mit ein paar Kumpels ein privates Manager-Spiel auf. Da geht es schon recht fanatisch zu, ich nenne es deshalb liebevoll „Deppen-Spiel”. Jeder hat virtuelle hundert Millionen und muss sich dafür ein Team zusammenstellen. Ich bin zwar Löwen-Fan, aber deswegen noch kein Bayern-Basher. Für meine Tochter muss ich jedenfalls auch heuer wieder den Manuel Neuer kaufen. Aber im nächstem Jahr können die Sechziger dem Neuer auch wieder ein paar Dinger reinmachen. Dann spielen nämlich endlich wieder zwei Münchner Vereine in der Bundesliga.

Protokoll: Florian Zick

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