Gribkowsky als Hauptbelastungszeuge vor Gericht
Im Münchner Korruptions-Prozess gegen Bernie Ecclestone hat der verurteilte Landesbanker Gerhard Gribkowsky seinen ersten großen Auftritt
MÜNCHEN Er war mal weit oben, dann kam der tiefe Fall für den Landesbanker Gerhard Gribkowsky. Am Freitag hatte er wieder einen großen Auftritt. Als Belastungszeuge im Münchner Prozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Mit dem Auftritt des 56-jährigen Bankers erreicht der Schmiergeldprozess gegen „Mister E“ einen ersten Höhepunkt.
Als Risiko-Vorstand hatte Gribkowsky 2006 beim Verkauf der Landesbank-Mehrheit an der Rennserie von Ecclestone 44 Millionen Euro bekommen. Dafür wurde er 2012 wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Mittlerweile ist er Freigänger.
Jetzt geht es vor demselben Richter gegen Ecclestone. Der 83-Jährige bestreitet allerdings, Gribkowsky bestochen zu haben. Vielmehr habe er sich von dem Manager damals erpresst gefühlt. Gribkowsky schilderte die Vorgeschichte des Anteilsverkaufs 2006 und die Atmosphäre bei der Formel 1: „Da gönnt keiner dem anderen das Schwarze unter den Fingernägeln“, sagte er. Für die Anklage ist Gribkowsky der wichtigste Belastungszeuge. Er sollte bei seiner Version bleiben, will er nicht erneut einen Prozess wegen Falschaussage riskieren.
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Für seine Aussage hat das Gericht vier Verhandlungstage angesetzt. Um Gribkowskys Glaubwürdigkeit zu erschüttern, beantragte die Verteidigung daraufhin, dessen Rolle bei milliardenschweren Fehlspekulationen mit US-Immobilien zu beleuchten, die Gribkowsky auch seinen Job im Vorstand der Bank gekostet hatten.
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Gribkowsky habe nie gezögert, Kollegen auch falsch zu beschuldigen, um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen. Ecclestone selbst hatte zu Prozessbeginn gesagt, er habe sich wegen Steuerproblemen von Gribkowsky erpresst gefühlt und sein „Lebenswerk in Gefahr“ gesehen. Deshalb habe er die Millionen an den damaligen BayernLB-Vorstand gezahlt.
In seiner Aussage bestritt der Banker am Freitag aber, sich jemals für die steuerlichen Probleme Ecclestones interessiert zu haben. „Das war mir wurscht.“ Von Erpressung also keine Spur?
Gribkowsky räumte ein, dass die Landesbank Ecclestone unter Druck gesetzt hat. „Das war unsere Strategie.“ Der selbstherrliche Brite sollte dazu bewogen werden, sich mit den Mehrheitseigner Landesbank zu einigen. Das sei aber gescheitert. Am Freitag hörte der Brite dem Ex-Banker aufmerksam zu. Zwei Dolmetscherinnen übersetzten.
Gribkowsky schilderte seinen Machtkampf mit Ecclestone ab 2003. Als Bankvorstand habe er damals mit den Autoherstellern darüber verhandelt, Ecclestones Einfluss in der Formel 1 zu reduzieren und den Rennteams mehr Geld zu lassen. Trotz dieser erbitterten Auseinandersetzungen hätten beide Seiten „versucht, eine gewisse Normalität aufrecht zu erhalten“, sagte der Banker. Das sei aber „schwierig“ gewesen.
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