"Greisliche Mistschlampe": Klassiker auf Bairisch
MÜNCHEN „Am End liegn mia obn“, das haben sich die Weiber in der Männeralptraumkomödie der Münchner Volkssängerbühne zum Ziel gesetzt. Schließlich hat es das Orakel auch geweissagt. Deshalb besetzten die Frauenzimmer das Machtzentrum und erklären es zur „schnaxlfreien Zone“.
Erinnert das nicht an die griechische „Lysistrata“? Ja, die Handlung im Groben, einige Personen wie Lysi, Kaolinike und Kinesias und vier Szenen stimmen mit dem Stück anno 411 vor Jesus Christus überein.
Roland Beier, der die Stücke für die Volkssänger schreibt, spielt und Regie führt, hat das Orginal aber gar nicht gelesen. „Ich bin ein Kulturbanause“, sagt der 49-Jährige. Nur ein grobes Gerüst hat er von dem Niederbayern Karl Henghuber bekommen und dann seine Fantasie spielen lassen. „Die alten Griechen warn so a ordinäres Volk“, sagt der Glatzkopf mit dem Ziegenbart. Deshalb, erklärt Beier augenzwinkernd, habe er das Derbe herausgenommen.
Die Laientheatergruppe hat ihre Nische gefunden: Klassiker auf Bairisch, und das seit 1960, ins Leben gerufen von Hannes König, der auch das Valentin-Musäums begründete. Der heute dienstälteste unter den Schauspielern, der 75-Jährige Helmut Esterl, kannte Hannes König noch. Im aktuellen Stück „Und ewig bockt das Weib“ spielt er Dimitrios, den die Frauen überlisten und an eine nackerte Statue fesseln, um die Akropolis mit wehenden Röcken zu erobern. Dem Standbild haben die Weibsbuilder schon das beste Stück abgebrochen.
Lysistrata ist ein Superweib und gefürchtete Friedensaktivistin, kraftvoll und irrwitzig gespielt von Bärbel Beier. Oder wie es die Mannsbilder sagen: „Lysi, die greisliche Mistschlampe.“
In ihrem Griechenland gehen die Frauen lieber auf den Bio-Sklavenmarkt zum Shoppen statt sich um den Krieg zu kümmern, den die Männer schon seit 30 Jahren mit den Spartanern führen. Man lernt Alt-Giechisch, geht in die Gladiatorenschule und der Rettungsschirm kommt von den Germanen. Frauen, die politisch werden und sich wehren, werden hier schnell zum Feind. Doch immer zum Feind, den die Männer begehren.
Und ist es denn nun am Ende besser, nachdem die Frauen ihr Matriarchat errichtet haben und die Geschicke Griechenlands lenken – und oben liegen?
Premiere: Freitag, 20 Uhr, Gut Nederling, Nederlingerstr.78.
Am Wochenende bis 4. Februar. Freitag/Samstag, 20 Uhr, Sonntag, 14 Uhr. Karten unter 25004823.
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