Goldautomaten für München: Da wird Kapital verbrannt
Die neuen Goldautomaten stehen am Start – doch ein Münchner Gold-Experte rät dem Verbraucher zur Vorsicht: "Man verbrennt ein Drittel des Kapitals."
Herr Hartmann, was halten Sie von Goldautomaten?
ROBERT HARTMANN: Ein Marketing-Gag, um den Onlineshop nach vorne zu bringen. Aus Spaß haben wir vor 3 Jahren auch mal gesagt: Mensch, sowas müsste es geben. Man wirft Geld in einen Automaten und statt Süßigkeiten kommen Goldmünzen raus.
Warum haben Sie dann nicht längst selbst solche Automaten aufgestellt?
Die Kosten wären zu hoch gewesen. Da fallen Standgebühren an und Wartungskosten. Es ist unmöglich mit so einem Automaten Geld zu verdienen. Außerdem ist der Goldkäufer relativ scheu, der will nicht, dass ihm jemand beim Geldanlegen zuschaut. Das Projekt an sich halte ich für bewunderungswürdig - nur hätten wir die Finger davon gelassen.
Bringt es überhaupt etwas, sein Geld in Goldplättchen anzulegen?
Nein. Da muss man schon größere Mengen kaufen als ein Gramm. Ab 100 Gramm spielt bei den Goldbarren erst die Musik. Ein Goldplättchen von einem Gramm ist eher ein Muttertags- oder Geburtstagsgeschenk.
vDer Anbieter sagt, am Automaten sei Gold günstiger zu haben als bei der Bank ...
Das Herstellen von kleinen Mengen Gold, wie etwa ein Goldplättchen, kostet viel Geld, das sind pro Gramm etwa sieben Euro allein an Herstellungskosten. Wenn Sie am Automaten etwa 31 Euro bezahlen, dann wären es bei einer Bank vielleicht ein bis zwei Euro mehr. Der Kostenvorteil ist also denkbar gering.
Kann man das Goldplättchen wenigstens gewinnbringend weiterverkaufen?
Ganz klar: Nein. Wenn sie bei ihrer Bank das Goldplättchen auf den Tisch legen bekommen Sie zwischen 19 und 22 Euro, sie verbrennen also ein Drittel des Kapitals. Schließlich bezahlt Ihnen niemand die Herstellungskosten, die in dem Plättchen stecken.
Warum überhaupt in Gold investieren?
Gold ist eine Versicherung des Kapitals. Es macht Sinn 5 bis 10 Prozent seines Kapitals in Gold zu investieren. Dieses Edelmetall ist die älteste Währung der Welt, es ist nicht beliebig vermehrbar und der Preis bildet sich klassisch nach Angebot und Nachfrage. Das sind große Vorteile im Vergleich zu anderen Geldanlagen. Es schadet also nicht in der heutigen wirtschaftlich unsicheren Zeit, in Gold anzulegen. Deshalb erhöhen auch die Notenbanken und Länder wie China oder Russland ihre Goldreserven. Nur kaufen die keine Plättchen sondern Barren.
Robert Hartmann ist Geschäftsführer des Münchner Edelmetall-Händerls Pro Aurum.
Interview: rke
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