Gloria Gray: Münchens schillerndste Faschingsparty
Münchens extravaganter Paradiesvogel Gloria Gray meldet sich mit einer Faschingsparty zurück. Lady im Latex-Kostüm trifft auf Ritter mit Goldmaske: Eine Plattform für Grenzgänger soll die „Puff Party“ sein.
München - Versteckt in einer Ecke des Clubs wartet sie auf ihren Auftritt. Die Musik wird leiser. „Are you ready for Mama - biiiiiig Mama“, tönt es aus den Lautsprechern. Die Partygäste johlen. Und dann kommt sie – in voller, 1,82 Meter großer Pracht – in einem roten Puschel-Kostüm mit Federboa, den überdimensionalen Glitzer-Zylinder auf der blonden Locken-Pracht drapiert. Gloria Gray - Münchens schillerndste Entertainerin – meldet sich mit einer „Puff Party“ in München pünktlich zum Fasching in der Landeshauptstadt zurück.
Das vierte Jahr gibt es die Partyreihe schon, erstmals macht sie dieses Jahr in München Station. In Grays Heimatstadt Zwiesel und in Deggendorf waren zuvor die Gäste eingeladen, sich passend zum Thema „Puff“ in Schale zu werfen. Eine Plattform für Grenzgänger will Gray, die vor 43 Jahren in Niederbayern zur Welt kam, schaffen. „Puff und Bordell, das ist schon etwas Besonderes“, sagt Gray, während sie durch den Club tingelt und einen Gast nach dem anderen begrüßt. „Der ein oder andere kann hier ausleben, was er sich sonst nicht traut.“
„Ich bin gespannt, ob die Münchner die Party annehmen“, sagt Gray. „Fasching dodelt hier leider ein bisschen.“ Mit München kennt sich die mit der Fernsehsendung „Halli Galli“ bekanntgewordene Blondine aus: 25 Jahre hat sie hier gelebt, bis sie 2010 in ihre alte Heimat Zwiesel zog. Bürgermeisterin wollte sie dort werden – und hat ein Café eröffnet. Für die Kandidatur bekam sie nicht genug Stimmen zusammen und das Café wurde ihr irgendwann zu viel. Nun hat sie wieder Zeit, sich „der Metropole langsam zu nähern“, wie sie es sagt.
„Erlaubt ist heute Abend, was gefällt. Solange es keiner übertreibt“, kündigt Gray auf der „Puff Party“ an. Und daran halten sich die Gäste, die fast alle verkleidet gekommen sind. Ein Ritter mit nacktem Oberkörper und Goldmaske tanzt neben einem Mann in Kettenshirt und schwarzen Leder-Hotpants. Der ist mit einer Lady im Ganzkörper-Latex-Anzug hier. „Freedom, Freedom, Freedom, Freedom“, hallt die Musik durch den Club. Da singt auch die „Prinzessin der Nacht“ mit. So nennt sich ein Partygast, der sich in ein rosa-farbiges Kleid mit Mieder geworfen hat. Von der Party habe sie über Facebook erfahren, erzählt die Prinzessin. „Das Motto gefällt mir, ich liebe es, mich zu verkleiden.“
„Mann oder Frau – wer weiß es genau“ – so kündigt Gloria Gray auf der kleinen Bühne des Clubs auch einen der Showacts des Abends an. „Irgendwann morgen Früh werdet ihr es wissen.“ Denn DJane Emmanuelle legt nicht nur Musik auf, sondern im Laufe des Abends auch ihre Klamotten ab. Doch der Star des Abends ist eine andere: Sängerin und Münchner Geheimtipp Ruth Megary, 90 Jahre jung. Sie wird ihren Hit „Ein bisschen Leder, das braucht doch jeder“ im knappen Outfit singen. „Früher hätte man gesagt: "Waaas – eine Puffparty?" – heute ist das kein Thema mehr“, meint sie.
Die Faschingsfeier mit Puff-Motto ist auch für Michael Ritter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege kein Aufreger. „Man sollte im Bereich der Heimatpflege vorsichtig sein, dass man nicht zum Scharfrichter wird. Auch Bräuche sind Elemente, die sich gesellschaftlichen Veränderungen anpassen“, sagte der Experte im Vorfeld auf Anfrage. Es sei eine Frage des Geschmacks, ob man eine solche Veranstaltung besuche – oder auch nicht.
Bunter wird das Münchner Partyleben durch Gloria Gray auf alle Fälle. Auf der Bühne singt sie: „When you are good to Mama, Mama is good to you.“
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