Gigolo Sgarbi: Was ist nur dran an diesem Mann?

Er betörte superreiche Frauen, kühle Business-Frauen wurden bei ihm schwach: Welche Faszination übt der Klatten-Erpresser Helg Sgarbi aus? Reporterin Julia Lenders hat sich Gedanken gemacht - und kann Klatten & Co. einfach nicht verstehen.
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Er betörte superreiche Frauen, kühle Business-Frauen wurden bei ihm schwach: Welche Faszination übt der Klatten-Erpresser Helg Sgarbi aus? Reporterin Julia Lenders hat sich Gedanken gemacht - und kann Klatten & Co. einfach nicht verstehen.

Zugegeben: Ich hätte eh nicht in sein Beuteschema gepasst. Nicht nur, dass ich mit knapp 29 wohl zu jung für den Gigolo bin. Ich bin eindeutig zu arm – wenn ich auch nur 700 Euro in einen Umzugskarton packe und diese in einer Tiefgarage loswerde, dann bin ich pleite. Trotzdem wollte ich mir den Mann genauer anschauen, der die Damen reihenweise um den Finger gewickelt hat.

9.30 Uhr, Raum 101, Justizzentrum: Er kommt. Im ersten Moment bin ich enttäuscht. Sgarbi sieht aus wie ein langweiliger Bank-Angestellter mit Streber-Brille. Wohlwollend betrachtet, erinnert er ein bisschen an den Schauspieler Robin Williams – nur dünner, jünger und mit Bluthochdruck. Denn die Haut des Hochstaplers ist krebsrot. Und das bleibt auch den Rest des Prozesses so. „Den würde ich sofort von der Bettkante stoßen“, flüstert eine Kollegin. Eine andere will sogar eine frappierende Ähnlichkeit zum Kannibalen Armin Meiwes festgestellt haben. Nun gut.

Er wirkt fast feminin

Stoisch trotzt der schmale Schweizer dem Blitzlicht-Gewitter. Er ist ein feingliedriger Mann. Die Finger – an denen an diesem Tag sein Ehering blitzt – sind auffällig schlank und lang. Die Ohren klein. Die Nase lang und dünn. Er wirkt fast feminin. Vielleicht hat er bei manchen Damen ja Muttergefühle geweckt. Mein Fall ist das nicht. Womit der Gigolo aber punkten kann, sind seine Gesten. Er bewegt sich elegant, legt die Hand oft in einer Denker-Pose an den Mund. Klappt geschäftsmännisch sein Jackett auf, um einen Stift in der Brusttasche zu verstauen. Auch seine Stimme ist angenehm. Sanft. Ich mag sein gerolltes R.

Der Mann hat zweifellos Ausstrahlung – doch keine positive. Er wirkt unglücklich. Selbstkasteiend. Immer wieder presst er die schmalen Lippen fest aufeinander, bis sie ganz weiß sind. Durchaus denkbar, dass er ein Meister der Mitleids-Masche ist. Oder im Bann eines Sektengurus. Plötzlich muss ich daran denken, dass er im Gefängnis angeblich mit Unterhose duscht.

Mein Sgarbi-Fazit: Nach der Fern-Diagnose im Gerichtssaal kann ich nicht verstehen, was Klatten & Co. geritten hat. Aber irgendwas muss dran sein an ihm. In Justizkreisen wird schon erzählt: „Die Wachtmeisterinnen finden ihn sehr charmant.“ Jetzt hat Sgarbi sechs Jahre lang Zeit, sie zu bezirzen.

Julia Lenders

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