Ghettokids suchen ein neues Zuhause
MÜNCHEN - Sie prügeln sich und haben keine Perspektive: Die Dominik-Brunner-Stiftung will im Norden der Stadt ein Zentrum für benachteiligte Jugendliche bauen – aber erst braucht sie ein passendes Grundstück.
Toni ist heute 26 und ein kleiner Star bei „ghettokids“, der über 300 sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche betreut. Toni ist Schauspieler, er hat schon mit Berühmtheiten wie Senta Berger, Richy Müller, Oliver Korittke, Elmar Wepper, Barbara Rudnik und Gabi Dohm vor der Kamera gestanden: „Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn es den Verein nicht gegeben hätte. Früher hing ich nur auf der Straße ab, habe mich geprügelt.“
Inzwischen steht der Verein allerdings vor einem Problem. Sein Kinder- und Jugendzentrum an der Wintersteinstraße im Hasenbergl existiert nicht mehr. Doch Hilfe kommt. Die „Dominik-Brunner-Stiftung“, die nach dem gewaltsamen Tod von Dominik Brunner (†50) im Herbst 2009 gegründet wurde, will die Problem-Kids fördern und ihnen ein Haus mit bis zu 500 Quadratmetern am Hasenbergl bauen. Stiftungs-Vorstand Alois J. Meier sagt: „Wir suchen ein Grundstück, das wir bebauen können. Oder eine alte Fabrik oder Haus, das wir renovieren können.“ In Landshut hat die Stiftung bereits für eine Million Euro solch’ ein Projekt realisiert. Drei Ziele verfolgt die Brunner-Stiftung:
Durch solche Aktionen mehr finanzstarke Partner finden, die sich auch sozial engagieren.
Menschen, die Zivilcourage gezeigt haben und dabei verletzt wurden, finanziell zu unterstützen. Oder Familien, die dadurch einen Menschen verloren haben, zu helfen.
Gewalt zu unterbinden und Jugendliche vor dem Fall in die Perspektivenlosigkeit zu retten.
Vielleicht hätte Susanne Korbmacher, sie ist Sonderschullehrerin im Sonderpädagogischen Förderzentrum München-Hasenbergl, den S-Bahn-Schlägern von Solln helfen können und Brunner würde heute noch leben: „Durch Projekte, die wir durchführen, lernen die Kinder Respekt und Verantwortung. Sie lernen auch, wie man richtig diskutiert und nicht alles durch Gewalt löst.“ Ihre Projekte sind Trommeln, Bauchtanz, Hip-Hop, Kunst, Rap, Schauspiel, Klavier und Gitarre. Musik wird angehört, ein guter Film angeschaut. Das bewirkt viel.
Etwa bei Alex (26). „Ich habe nur den Quali“, sagt er. Und, dass er durch die Arbeit bei den ghettokids viel gelernt hat. Er schauspielert und tritt mit seiner Band „Nichts zu verlieren“ auf. Auch Moutiz (17) und Vassili (14) finden Halt bei den ghettokids, die sich zur Zeit bei Susanne Korbmacher treffen.
Das neue Zentrum für die ghettokids wird die René Reif Consulting GmbH realisieren. Firmeninhaber Reif leitet die Initiative „we4munich“ und unterstützt Sozialeinrichtungen. Er kennt Korbmacher seit ein paar Jahren. Er hat viele Bauprojekte realisiert und genaue Vorstellungen, wo das ghettokids-Zentrum stehen soll: „In der Nähe der U-Bahnlinie 2 zwischen den Haltestellen Feldmoching, Hasenbergl, Dülferstraße oder Harthof. Die Kinder müssen die Einrichtung problemlos mit öffentlichen Verkehrsmittel erreichen können.“ th
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