Gewinnsprünge und Doppelschichten
München - Wachsende Nachfrage im In- und Ausland, höhere Steuereinnahmen – Deutschland freut sich über einen anhaltenden Aufschwung. Gute Nachrichten gibt es auch aus der Eurozone – das könnte helfen, die Euro-Krise abzufangen.
Traumquartal bei BMW. Konzernchef Norbert Reithofer konnte am Mittwoch für sein Unternehmen den besten Jahresstart aller Zeiten melden. Der Autobauer hat seinen Gewinn in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beinahe vervierfacht. Unter dem Strich verdienten die Münchner 1,2 Milliarden Euro – vor einem Jahr waren es noch 324 Millionen Euro.
Wie Daimler und Audi profitiert BMW von der wachsenden Nachfrage nach teuren Limousinen und Geländewagen. Besonders kräftig war der Zuwachs in China. Aber auch in den USA geht’s bergauf.
Siemens will heuer 7,5 Milliarden Euro verdienen. Beim Münchner Dax-Riesen brachte das abgelaufene Quartal einen Gewinnsprung um 100 Prozent. Unternehmenschef Peter Löscher hob deswegen seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr auf 7,5 Milliarden Euro an. Im Jahr zuvor waren es noch 4,3 Milliarden Euro. Der Auftragseingang schnellte um fast ein Drittel hoch. Siemens ist unter anderem am Windpark Baltic Sea vor der Ostseeküste beteiligt, den Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel am Wochenende einweihte.
Doppelschichten bei MAN. Vor einem Jahr wurde bei dem Brummibauer kurzgearbeitet, und ohne den Standortsicherungsvertrag hätte es in München wohl betriebsbedingte Kündigungen gegeben.
Jetzt verkündete Georg Pachta-Reyhofen, dass das Stammwerk mit Doppelschichten ausgelastet ist und die Produktion in Salzgitter in eineinhalb Schichten läuft. Mehr als 1000 feste Mitarbeiter oder Leiharbeiter seien eingestellt worden. Statt 57 Millionen Euro Verlust im Vorjahresquartal machte die MAN-Lkw-Kernsparte jetzt einen Gewinn von 97 Millionen Euro.
Infineon kommt kaum nach. Der Konzernüberschuss des Chipherstellers verdoppelte sich im abgelaufenen Quartal auf 572 Millionen Euro. Jetzt freut sich Vorstandschef Peter Bauer darauf, dass das Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr wohl die Milliardengrenze knacken wird.
Halbleiter seien zurzeit knapp, sagt Bauer – so knapp, dass Infineon mit der Produktion voll ausgelastet sei. In der Autosparte sei im dritten Quartal zwar eine kleine Verschnaufpause zu erwarten, aber dies werde von der Industrie- und Chipkartensparte ausgeglichen. Das Geschäft mit Halbleitern für Solar- und Windenergieanlagen rotiere. Infineon hat inzwischen über 2,3 Milliarden Euro bar in der Kasse.
Linde profitiert vom Asien-Boom. Auch der Industriegase-Spezialist hat im ersten Quartal zugelegt – um knapp 15 Prozent auf 284 Millionen Euro.Vor allem die anhaltend hohe Nachfrage aus der Energie-, Stahl- und Chemieindustrie und ein Sparprogramm kommen dem Unternehmen dabei zu Gute.
Immer mehr Stellen, immer weniger Arbeitslose. Seit einem Jahr steigt die Beschäftigung in der Industrie Monat für Monat – vielerorts haben deswegen Headhunter, die auf der Suche nach Fachkräften sind, Hochkonjunktur. Der Arbeitsmarktexperte des Instituts zur Zukunft der Arbeit, Hilmar Schneider, rechnet damit, dass die Arbeitslosigkeit bis Mitte Mai auf 2,91 Millionen sinken wird. Das wäre der niedrigste Mai-Wert seit 1992. Bis November, glaubt Schneider, geht das Jobwunder weiter. Dann würden nur noch 2,6 Millionen Menschen ohne Job sein.