Gewerkschaft fordert: Garantiert die Löhne!

München – Arbeitnehmervertreter haben die Gesellschafter der zahlungsunfähigen Großbäckerei Müller-Brot aufgefordert, für die ausstehenden Löhne und Gehälter der rund 1100 Beschäftigten geradezustehen.
„Wenn sie es ernst nehmen, was sie gesagt haben - nämlich dass sie Verantwortung übernehmen wollen -, dann sollen sie es jetzt zeigen“, sagte Mustafa Öz von der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Da hängen Familien dran.“ Die Millionäre Klaus Ostendorf und Michael Philipps hätten es in der Hand, das Auskommen der Mitarbeiter zu sichern.
Bei dem wegen eines Hygieneskandals in Verruf geratenen Unternehmen sei es „leider seit längerem Praxis, die Löhne mit vier Wochen Verspätung auszuzahlen“, klagte Öz, der bei der NGG verantwortlich für die Brotindustrie ist. So stehe auch erst Ende Februar die Auszahlung der Januar-Löhne an. Ob die Agentur für Arbeit, die mit Beginn eines Insolvenzverfahrens an die Mitarbeiter Insolvenzgeld bezahlt, für die ausstehenden Löhne aufkomme, sei noch nicht klar.
Der Gewerkschafter richtete schwere Vorwürfe an die Adresse von Ostendorf und Müller-Brot-Geschäftsführer Stefan Huhn. Der Verdacht liege nahe, dass es nach Bekanntwerden des Hygiene-Skandals deren Ziel war, „sich mit einer Insolvenz der Mehrheit der Beschäftigten und der Schulden kostengünstig zu entledigen. Das Verhalten dieser beiden Herren ist menschenverachtend und erbärmlich“.
Die Mitarbeiter hätten in den vergangenen acht Jahren auf zwölf Millionen Euro an Lohnbestandteilen verzichtet und auch die verspätete Bezahlung ihrer Löhne akzeptiert, um das Unternehmen am Leben zu halten. „Das wurde schamlos ausgenutzt. Dass da mit spitzem Bleistift gerechnet wurde, war bekannt.“
Am Freitag sollten Lebensmittelkontrolleure den wegen Hygienemängeln stillgelegten Betrieb in Neufahrn genau unter die Lupe nehmen und dann entscheiden, ob die Produktion wieder aufgenommen werden darf. „Die Hoffnung habe ich“, sagte Öz auf die Frage nach einer Zukunft des Unternehmens. Auch nach anderen Lebensmittelskandalen hätten es betroffene Firmen geschafft, erneut das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Ostendorf und Philipps müssten dazu aber dafür sorgen, dass die veralteten Gebäude und Geräte auf Vordermann gebracht würden.
Und auch die Politik sei gefordert: „Das Meldesystem muss geändert werden“, verlangte Öz. „Es kann ja nicht sein, dass die Verbraucherministerin eine Goldmedaille an ein Unternehmen vergibt, während die Staatsanwaltschaft dort schon fünf Leute ins Gebet nimmt.“ Der Gewerkschafter hält es zudem für „bedenklich, dass ein Landrat die Entscheidung darüber trifft, ob ein Unternehmen den Betrieb einstellt. Der gleiche Landrat, in dessen Region die Beschäftigten leben, und wo der Betrieb Gewerbesteuern bezahlt.“
Die kürzlich bekanntgewordenen Hygieneprobleme seien nicht so offensichtlich gewesen, dass die Mitarbeiter sofort hätten Alarm schlagen müssen, sagte Öz. „Ich war da selbst öfter drin, die Mäuse haben da nicht auf dem Förderband getanzt.“ Für die Beschäftigten könnte es seiner Meinung nach schwierig werden, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Bei Müller-Brot gebe es „einen hohen Ausländeranteil und viele Helfertätigkeiten für Ungelernte“.