Getränke und Essen in Schanigärten: Münchner Frühling unter freiem Himmel

München - Die ersten Sonnenstrahlen wärmen, die Tage werden länger und in München beginnt eine besondere Zeit: die Saison der Schanigärten. Ab diesem Dienstag verwandelt sich die Stadt wieder in ein Paradies für alle, die ihre Kaffees, Aperitifs und kulinarischen Köstlichkeiten unter freiem Himmel genießen möchten.
Die Gastro-Freiluftbereiche, die sich auf Parkplätzen erstrecken, haben sich längst als fester Bestandteil der Münchner Gastro-Szene etabliert und bringen eine Atmosphäre von mediterraner Leichtigkeit in die bayerische Landeshauptstadt.

Rund 600 Schanigärten gab es in München im vergangenen Jahr. "Die Zahl wird in diesem Jahr stabil bleiben", teilt das KVR auf Anfrage der AZ mit. Um eine der Freischankflächen am Straßenrand zu ergattern, müssen Gastronomen einen Antrag bei der Stadt stellen.
Voraussetzungen sind zum Beispiel, dass die Parkfläche außerhalb von fünf Metern vor und hinter Kreuzungen, Zebrastreifen, Fußgängerampeln, Bahnübergängen, Bushaltestellen und Straßeneinmündungen liegt.
Frühling in München: Ziemlich viele Voraussetzungen für die Schanigärten
Auch ist etwa entscheidend, wo die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Autos liegt. An Straßen mit maximal 50 Stundenkilometern muss ein Fahrradstreifen zwischen dem Schanigarten und der Fahrspur liegen. Einfahrten, Feuerwehranfahrtszonen und Rettungswege, Behindertenparkplätze, Taxistände, Ladezonen, Fahrradabstellanlagen, Carsharing-Parkplätze oder Ladeplätze für E-Autos können nicht für Schanigärten genutzt werden.
Für die Schanigärten kassiert die Stadt Gebühren. Für dieses Jahr liegen die zwischen 16 und 77 Euro pro Quadratmeter – abhängig von der Lage. Im Vergleich zu 2024 hat sich die Höhe der Gebühren laut KVR nicht verändert.
Im Sommer 2020 hat die Stadt die erweiterten Freischankflächen eingeführt, um der Gastronomie inmitten der Pandemie eine Überlebensperspektive zu bieten. Nach langen Monaten der Lockdowns und Einschränkungen waren sie für viele Betriebe essenziell, um wirtschaftlich bestehen zu können. Sie ermöglichten nicht nur zusätzliche Einnahmen, sondern auch großzügigere Tischabstände, die das Infektionsrisiko senken sollten.

Schottenhamel: Neue Freischankflächen haben zu Wandel geführt – bei den Gästen
Entsprechend glücklich sind die Wirte darüber, dass die Gastro-Oasen geblieben sind. "Ich bin froh, dass aus einer Idee eine Veränderung im Stadtbild geworden ist", sagt Gastronom Christian Schottenhamel der AZ.
Der Münchner Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) glaubt, dass die Freischankflächen zu einem Wandel bei den Gästen geführt haben – die würden sich lieber denn je draußen aufhalten. Von den Münchner Wirten werde die Option durchweg gut angenommen, sagt Schottenhamel.
Natürlich würden Parkplätze wegfallen und das dem ein oder anderen Anwohner wohl nicht gefallen. Aus gastronomischer Sicht seien die Schanigärten aber sehr positiv. "Im Moment merken die Gastronomen, dass man einen Schanigarten hübsch gestalten muss und da passiert sehr viel", freut sich der Nockherberg-Wirt.
Viel Mühe geben sich die Betreiber der Bar München 72 am Holzplatz. "Wie immer kunterbunt, mit vielen Blumen, chillig und groß" wird sein Schanigarten, sagt Wirt Thomas Zufall der AZ. Die letzten Schrauben müssten noch festgezogen werden. Ab dem 26. März habe man mit dem Aufbau loslegen können, sagt Zufall. Er ist froh über die Möglichkeit: "Wir hatten damals einen der ersten Schanigärten in der Stadt", sagt der Gastronom. Der sei von Anfang an gut angenommen worden.
Botanista-Chefin: "Der Sommer kann kommen"
Auch Susanne Wiegand, Inhaberin des Botanista Café Club in der Pestalozzistraße 20, freut sich auf die Schanigarten-Zeit. Sie sei bereit, den Sommer zu zelebrieren, sagt sie der AZ. "Ich liebe es auch, andere gastronomische Betriebe zu besuchen und das Leben zu genießen."
Nebenan glaubt Eiscafé-Eismeer-Inhaber Robert Maier-Kares: "Dass wir die Schanigärten wieder aufhaben, gibt uns einfach ein Gefühl von Freiheit und urbanem großstädtischen Leben – und nicht von einer verstaubten Millionenstadt." Neben Eis würden die Leute bei ihm Ruhe "in dieser hektomatischen Welt" bekommen.
Eins ist klar: Mit der Zeit der Schanigärten verlagert sich das Leben noch mal mehr nach draußen. Es ist der Auftakt zu einem Frühling voller entspannter Nachmittage, geselliger Abende und dem Gefühl, dass auch der Sommer nicht mehr weit ist.