Gesundheitsberatung im Hasenbergl: Wo die Stadt als Arzt einspringt
München – Mal abgesehen von der Lage am äußersten Stadtrand: Vor allem sprachlich ist das Hasenbergl ziemlich abgehängt.
Bildungsfern, gering qualifiziert, sozial benachteiligt – das sind so die Attribute, mit denen dieser Stadtteil vornehmlich beschrieben wird.
Mittlerweile habe sich das Viertel aber richtig gemacht, findet Münchens Gesundheitsreferent Joachim Lorenz (Grüne). „Vor 40 Jahren war das alles viel schlimmer hier“, sagt er. Da habe sich kein Münchner freiwillig in diese Gegend verirrt.
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Dass Lorenz ausgerechnet 40 Jahre als Referenzmarke wählt, ist natürlich kein Zufall. Denn vor 40 Jahren hat in der Wintersteinstraße im Hasenbergl eine städtische Gesundheitsberatungsstelle aufgemacht, die bundesweit bislang einzige dieser Art. Seitdem hat sich – zumindest was die Gesundheit betrifft – im Hasenbergl alles ein bisschen zum Besseren gewendet.
„Wir kümmern uns um die Dinge, die kassenärztlich oft etwas zu kurz kommen“, sagt Kathrin Martignoni, die Kinderärztin der Beratungsstelle. Zum Beispiel in diesem Fall: drei Kinder, die Mutter vom Partner getrennt, alleinerziehend und mit der Situation überfordert.
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Die Vorsorge fehlte, Impfungen fehlten – und bei der Untersuchung hat Martignoni bei einem der Kinder auch noch einen Herzfehler festgestellt. Wäre das nicht passiert, hätte es irgendwann Komplikationen geben können.
Wegen Fällen wie diesem hat sich die Gesundheitsberatung im Hasenbergl nach Ansicht der Stadt bewährt. Deswegen sollen weitere Beratungsstellen folgen: eine in der Messestadt Riem und perspektivisch vielleicht auch eine in Freiham. Eigentlich ist die Stadt für diese Art der Fürsorge nicht zuständig, aber in sozial schwachen Vierteln wie dem Hasenbergl haben sich oft nur wenige Ärzte niedergelassen. Da springt die Stadt dann als Doktor ein.
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