Gesundheitsamt warnt: Vorsicht bei Billig-Tracht

MÜNCHEN Gefährliches Kulturgut? Die gute alte Lederhose kann allergische Hautreaktionen hervorrufen. Besonders helles Leder ist betroffen. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen stellte gestern seinen jährlichen Bericht vor.
Ein überraschendes Ergebnis lieferte der Test von 20 Trachtenlederhosen: 10 Prozent der Stichproben enthielten gesundheitsschädliche ChromVI–Verbindungen. Die sind wegen ihrer allergenen Wirkung verboten. Bei Personen, die auf Chrom allergisch sind, kann der Hautkontakt mit dem belasteten Leder zu großflächigen Ausschlägen und juckenden Ekzemen führen.
Chrom zählt neben Nickel und Duftstoffen zu den häufigsten Allergenen. Die Chromgerbung ist das gängiste Lederherstellungsverfahren. Fast 100 Prozent des Bekleidungsleders werden auf diese Weise verarbeitet, weil pflanzliche Gerbung kein vergleichbares Ergebnis liefert.
Die dabei verwendeten ChromIII–Salze sind auch bei längerem Hautkontakt gesundheitlich unbedenklich. Problematisch wird es, wenn bei der Verarbeitung lösliche ChromVI–Verbindungen entstehen. Seit August 2010 darf sich in Leder, das länger auf der Haut getragen wird, kein ChromVI mehr befinden.
Ganz klar gilt dies auch für Trachtenlederhosen. Dennoch konnte das Allergen in zwei von zwanzig getesteten Lederhosen nachgewiesen werden. Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit waren die meisten der 2011 untersuchten Lederhosen Auslandsimporte.
Ein weiteres interessantes Ergebnis: Besonders helles Leder ist von der ChromVI–Verunreinigung betroffen. Dies konnte durch eine getrennte Analyse der verschiedenfarbigen Lederteile belegt werden. Ein alarmierendes Ergebnis gab es auch bei Kinderschuhen: Zwei von sechs getesteten Lederschuhen wurden wegen ihres Chromgehalts aus dem Verkehr gezogen.
Dabei muss das nicht sein: Durch Zusatzstoffe beim Gerbprozess kann die Entstehung von ChromVI verhindert werden. Diese Stoffe sind jedoch teuer – und der Verbraucher kann insbesondere bei billigen Importartikeln nicht grundsätzlich davon ausgehen, es mit gesundheitlich unbedenklicher Ware zu tun zu haben.