Geschlagen, getreten: Skins verprügeln Türken
MÜNCHEN - Tatort: Schon wieder eine Münchner U-Bahn-Station. Die beiden Angeklagten brüllen „dreckiger Ausländer“, stiefeln das Opfer Haydan G. Nur weil der sagte: „Mensch, guck doch mal freundlich.“ Jetzt ist Prozess.
Die Platzwunden am Kopf sind längst verheilt. Aber Haydan G. (39) hat heute noch ein komisches Gefühl, wenn er die U-Bahnstation am Wettersteinplatz betritt: „Als dreckiger Ausländer haben sie mich beschimpft, zu Boden geprügelt und mir mit ihren Stiefeln gegen meinen Kopf getreten.“
Die Täter Oliver S. (27, Anwalt Stephan Lucas) und Ansgar J. (26) stehen jetzt vor einem Münchner Schöffengericht. Vorwurf: gefährliche Körperverletzung. Seine politische Haltung trägt Ansgar J. auf dem Kapuzenpulli: „Skinhead – my way of life“. Einer der Anwälte sagt: „Die gehören zur Neonazi-Szene.“
Rückblick: Haydan G. ist am 1. Juni um 20.55 Uhr auf dem Heimweg. Er will mit der U1 zum Mangfallplatz. Auf der Rolltreppe kommt ihm der arbeitslose Oliver S. mit Bierflasche entgegen. Sein Extrem- Piercing wirkt grimmig. Haydan G. sagt: „Mensch, guck doch mal freundlich.“
Ein Fehler. Laut Anklage wirft Oliver S. dem Türken seine fast volle Bierflasche in den Rücken. Ansgar J., der oben am Ende der Rolltreppe steht, nimmt mit einer Freundin die Verfolgung auf. Ansgar J. haut ihm mehrmals mit der Faust ins Gesicht, das Mädchen kratzt ihn. Der Türke geht zu Boden. Ansgar J. lässt nicht vom Opfer ab, tritt mit seinen Springerstiefeln gegen den Kopf. Passanten und ein Polizist in Zivil greifen ein. Haydan G. flüchtet zur einfahrenden U-Bahn. Ansgar J. rennt ihm nach, will ihn aus der Tür zerren. Das T-Shirt von Haydan G. zerreißt. Ein Fahrgast hilft. Die Türen schließen, die U-Bahn fährt ab. Haydan G.: „Ich musste ins Krankenhaus, wurde ambulant behandelt.“ Nach einem Geständnis wird Ansgar J. zu 34 Monate Haft verurteilt. Gegen Oliver S. läuft der Prozess am 8.12. weiter.Torsten Huber
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