Gerichtsprozess in München: Räuber schlägt in Ottobrunn auf 86-Jährige ein
München - Der Täter klingelte zur Tagesschau-Zeit. Die 86-jährige Ottobrunnerin öffnete am 10. März 2016 nichts ahnend die Haustür in der Unterhachinger Straße und wurde sofort mit brutaler Gewalt zu Boden gebracht. Die gehbehinderte Frau stieß dabei mit dem Kopf gegen eine Steinvase, ihr Gesicht blutete stark.
Trotzdem gelang es ihr, den Eindringling am Bein zu packen. Der Räuber traktierte die alte Dame daraufhin mit heftigen Schlägen gegen den Kopf – bis sie das Bewusstsein verlor.
Noch Tage später waren ihre Augen blutunterlaufen. Zu den Folgen der Tat kann das Opfer vor Gericht aber nicht selbst aussagen. Ihr Gesundheitszustand lässt das nicht mehr zu.
An ihrer statt schildert die Tochter am Donnerstag vor Gericht, wie ihre Mutter leidet. Diese habe immer noch starke Angstzustände und nachts Albträume. Auch körperlich habe ihre Mutter stark abgebaut. Herzprobleme, ein Schlaganfall, Nierenversagen und eine Lungenentzündung machen es nötig, dass sie fest in einem Pflegeheim lebt.
Über die Tat selbst habe ihr ihre Mutter unter anderem erzählt, dass sie beim Öffnen der Tür noch einen schwarz gekleideten Mann wahrgenommen habe. "Ich habe sie noch gewarnt, dass sie am Abend die Tür nicht öffnen sollte." Als Folge der Tat sei die 87-Jährige auf der linken Seite fast taub, auch ihr Sehvermögen habe gelitten.
Der Mann auf der Anklagebank, ein 23-jähriger Slowake, hat sich nach Ansicht der Staatsanwältin Nina Prantl des versuchten Mordes schuldig gemacht. Und fünf Einbrüche begangen.
Vermeintliche Täter bestreitet den Überfall
Der 23-Jährige hatte bei einem Hausmeister-Unternehmen gearbeitet, kannte daher laut Anklage die Verhältnisse in der Unterhachinger Straße gut. So habe er auch gewusst, dass sein Opfer allein lebte und Geld im Haus sein musste. Die Frau hatte seinen Chef stets mit Bargeld bezahlt.
Andreas C. bestreitet die Tat. Dass er am 7. August 2016 in einen Getränkemarkt in Ottobrunn eingebrochen ist und 350 Euro stahl, gibt er zwar zu. Er litt an Geldnot aufgrund seiner Wettsucht, erklärt der Mann zu seinem Motiv. Auch zwei weitere Einbrüche gingen auf sein Konto, gesteht er. Aber dass er eine alte Frau überfallen und schwer verletzt habe, sei nicht wahr. Auch zwei weitere angeklagte Einbrüche bestreitet der Mann. Die Ermittler waren ihm über den Verkauf eines Beutestücks auf die Schliche gekommen. Außerdem fand sich eine brauchbare DNA-Spur im Haus der Überfallenen.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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