Gerichtsakten entdeckt: Neue Details zum Mord an Münchner Revolutionär Gustav Landauer

München/Karlsruhe - Rainer Brüning vom Generallandesarchiv in Karlsruhe bezeichnet den Fund als sensationell: "Wir haben neue Informationen zum Mord und wir haben überhaupt zum ersten Mal Informationen, wie dieser Mord justiziabel aufbereitet wird."
100 Jahre nach dem Mord am Revolutionär Gustav Landauer bieten Akten des Archivs eine neue Sicht auf die Tat. Rund 100 Zeugenaussagen zeichnen ein detaillierteres Bild. Aufgehetzte Soldaten hatten Landauer im Münchner Gefängnis Stadelheim zunächst misshandelt und anschließend erschossen.
Gustav Landauer: Ausstellung mit neuen Gerichtsakten
Landauer war 1919 während der Niederschlagung der Münchner Räterepublik verhaftet und einen Tag später am 2. Mai von Soldaten ermordet worden. In Karlsruhe wurde dazu am Dienstag eine Ausstellung unter anderem mit neu entdeckten Gerichtsakten eröffnet.
Zudem zeigten die rund 400 Aktenseiten, wie das Gericht den Fall möglichst zügig und ohne viel Aufsehens abwickelte und zu einem milden Urteil kam, sagte Brüning. Lediglich ein Beschuldigter wurde zu fünf Wochen Haft verurteilt, weil er Landauer geschlagen und ihm seine Uhr gestohlen habe.
Gustav Landauer: Schriftsteller, Anarchist und Pazifist
Der 1870 in Karlsruhe geborene Gustav Landauer war Schriftsteller, Anarchist und Pazifist. Während der Novemberrevolution 1918/1919 holte ihn der damalige bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner nach München. Nach der Gründung der Räterepublik wurde Landauer 1919 Volksbeauftragter für Volksaufklärung und Mitglied der Münchner Räteregierung, trat allerdings kurz danach von allen Ämtern zurück.
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