Gericht: Freundin im Suff totgeschlagen

Münchner (35) hat seine Partnerin (38) misshandelt. Erst einen Tag später ruft er die Rettung. Die Frau stirbt.
München - Mit Gehirnblutungen und über 150 Blutergüssen im Gesicht und am ganzen Körper ist eine Frau vor einem Jahr ins Krankenhaus eingeliefert worden. Sie war nicht mehr zu retten. Ihr Freund steht seit Dienstag wegen Mordes vor dem Münchner Schwurgericht.
Der trunksüchtige Hörgeräteakustiker hat Schläge während eines Streits zugegeben, er habe aber den Tod seiner Lebensgefährtin nicht gewollt.
Von Anfang an stand die Verbindung unter keinem guten Stern. Der Sohn einer medikamentenabhängigen Mutter und eines trockenen Alkoholikers lernte die Freundin 2012 bei der Alkoholentgiftung in einer psychiatrischen Klinik kennen. Beide tranken auch nach ihrer Entlassung reichlich Wein und Bier. Gestritten wurde ständig, ein Grund war unter anderem der Alkohol.
Laut Anklage hat der 35-Jährige seine Freundin ab Herbst 2012 in ihrer Wohnung „aus nichtigsten Anlässen geohrfeigt, sie mit dem Messer bedroht, gewürgt, ihr Faustschläge versetzt und mindestens einmal auf sie uriniert, um sie noch weiter zu demütigen“.
Am 21. Januar 2013 soll er die 38-Jährige abends „unzählige Male äußerst brutal und unter größtem Krafteinsatz“ ins Gesicht geschlagen, auf sie eingetreten und ihren Körper herumgeschleudert haben.
Der frühere Bundeswehr-Sanitäter ließ die schwerstverletzte Frau noch bis zum folgenden Nachmittag auf dem Bett liegen, bevor er den Rettungsdienst rief. Diesem verschwieg er laut Anklage die vorangegangene Gewalttat und behauptete, der Zustand der Bewusstlosen sei auf eine Überdosis Schlaftabletten zurückzuführen.
Er habe seine Gefährtin irgendwann während seines Rausches am Boden liegen gesehen, sie aufs Bett gehoben und Hilfe geholt, verteidigte sich der Angeklagte.
Die 38-Jährige starb am Tag nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus. Ein rechtsmedizinisches Gutachten soll klären, ob das Opfer bei rechtzeitiger Behandlung zu retten gewesen wäre.
Zu Übergriffen des Angeklagten ist es auch in einer früheren Beziehung – gegenüber der Mutter seiner jetzt achtjährigen Zwillinge - gekommen. Er sei von der „unglaublich eifersüchtigen Frau“ angegriffen worden und habe sie nur „etwa jedes zehnte Mal“ geschlagen, „insgesamt vielleicht 50 Mal in fünf Jahren“.
Die Ex-Freundin sei psychisch krank. Sie habe ihm „von Anfang bis Ende vermittelt, dass ich ihr nichts bieten konnte“ und schließlich einen anderen vorgezogen.
„Haben Sie den Begriff Externalisierung schon mal gehört?“, fragte der Vorsitzende Richter. „Das heißt, dass Sie die Schuld immer bei anderen suchen.“
„Ich will nichts von meiner Verantwortung abschieben“, erwiderte der 35-Jährige, „ich versuche nur, das Umfeld abzuklären“.
Der Prozess dauert an.