Geräumte Markthalle - was sagt das Baureferat?
MÜNCHEN - Fünf Läden an der Großmarkthalle mussten schließen - das Flachdach der Sortieranlage ist einsturzgefährdet. Die Mieter fürchten um ihre Existenz. Jetzt warten sie auf das Gutachten des Baureferates.
„Das alles ist für uns nicht erfreulich, und für unsere Mieter noch weniger.“ Monika Ackermann von der Werkleitung der Großmarkthalle klingt unglücklich. Am Dienstagabend ließ die Lokalbaukommission die frühere Sortieranlage der Markthallen evakuieren: Akute Einsturzgefahr.
Das Flachdach soll sich verschoben haben. Die fünf Einzelhändler und Wirte unter dem Flachdach an der Thalkirchner Straße mussten ihre Geschäfte sofort räumen – und dürfen ihre Räume vorerst nicht mehr betreten (AZ berichtete).
Die Sortieranlage sollte saniert werden
„Die Sortieranlage ist ein älteres Gebäude, aber wir wundern uns auch, dass der Zustand jetzt so dramatisch ist“, sagt Ackermann. Der Zustand der Anlage wird alle zwei Jahre überprüft; zuletzt 2007. „Damals war noch alles okay“, sagt Ackermann. Entdeckt wurde der marode Zustand des Daches bei einer gemeinsamen Begehung der Sortieranlagen von Vertretern des Baureferates, des Kommunalreferates und der Markthallen am Dienstag.
Dass das städtische Gebäude saniert werden muss, stand fest – jetzt sollten die Kosten abgeschätzt werden. Dabei wurde der kritische Zustand des Daches entdeckt. Noch am gleichen Abend räumte die Lokalbaukommission das Gebäude.
Das Gutachten soll so schnell wie möglich fertig sein
„Ich verstehe das ja. Wenn Gefahr für Leib und Leben besteht, dann muss sofort gehandelt werden“, sagt Ackermann. Das Gutachten über den Zustand des Daches wird gerade erstellt. „Drei Statiker arbeiten mit Hochdruck daran“, sagt Ackermann.
Das Baureferat prüft, inwieweit man das Dach sanieren muss, ob man es provisorisch stabilisieren kann. Dann werden die nächsten Schritte geplant – Und erst dann haben die Mieter Gewissheit, wann sie ihr Geschäft wieder aufnehmen können.
Gennaro Bussone lebt vom Tagesgeschäft
Gennaro Bussone befürchtet, dass die Instandsetzung des Daches in Bürokratie ausartet. „Wir würden das Ganze ja auf unsere eigene Kosten notdürftig sanieren, wenn die Stadt ihr okay geben würde“, sagt der Wirt. Er fürchtet um seine Existenz. „Wir leben vom Tagesgeschäft, besonders in diesen Zeiten.“ Auch gestern stand er wieder vor seinem Lokal, man weiß ja nicht, wohin, sagt er. Gleich morgens haben ihn die Kinder gefragt, ob er heute wieder aufsperre.
Günther Langer vom Kommunalreferat ist sich der misslichen Lage der Mieter bewusst. „Natürlich haben sie Anspruch auf Mietausfall, da werden wir uns nicht lumpen lassen, denke ich“, sagt er. So schnell wie möglich die nötigen Maßnahmen ergreifen, das hat jetzt oberste Priorität.
„Köln, Reichenhall – klar, dass die Angst haben. Aber meiner Meinung nach haben die überreagiert“, sagt Bussone. Dass sie sein volles Lokal um acht Uhr abends geräumt haben, die Gäste ihre angebissenen Pizzen zurücklassen mussten, das ärgert ihn. „Wir hätten auch einfach am nächsten Morgen nicht aufsperren können“, sagt er, „das Ding steht ja noch.“ Er betrachtet das „Lebensgefahr“-Schild an seinem Lokal. Hilflos. Jetzt bleibt Gennaro Bussone nichts anderes als abwarten.
Laura Kaufmann
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