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Geheimer Grundstücksdeal: Will die Stadt ein Riesengrundstück im Münchner Osten kaufen?

Die Bayerische Hausbau will ein großes Grundstück im Münchner Osten verkaufen – für einen zweistelligen Millionen-Betrag und gut 15 Prozent über dem Wert. Die AZ kennt alle Details des geheimen Geschäfts.
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Hier soll der fünfte Bauabschnitt der Messestadt Riem entstehen: Heute sind dort Äcker und Wiesen, geplant sind 2500 Wohnungen. Die Stadt will sich einen großen Teil der Grundstücke sichern.
Hier soll der fünfte Bauabschnitt der Messestadt Riem entstehen: Heute sind dort Äcker und Wiesen, geplant sind 2500 Wohnungen. Die Stadt will sich einen großen Teil der Grundstücke sichern. © Bayerische Hausbau AZ-Archiv

Das Münchner Rathaus arbeitet gerade an einem großen, geheimen Grundstücksgeschäft. Es geht um zweistellige Millionen-Beträge, um Hunderte Wohnungen und um ein berühmtes Münchner Unternehmen.

Aber der Reihe nach: Im Münchner Osten wird gerade an einer großen Neubausiedlung geplant, dem fünften Abschnitt der Messestadt Riem. 2500 Wohnungen sollen dort gebaut werden. Plus alles, was sonst zu einem Quartier gehört: Läden, Kitas, Schule. Schon vor drei Jahren wurde nach einem städtebaulichen Wettbewerb ein Sieger gekürt. Doch seitdem ging bei dem Projekt nichts voran. Und das hat Gründe.

Bereits vor eineinhalb Jahren hat die AZ berichtet, dass die Bayerische Hausbau wohl ihre Grundstücke in Riem an die Stadt verkaufen will. Das Unternehmen gehört zur Schörghuber Gruppe – reich geworden durch Marken wie Paulaner und Hacker Pschorr, die gerne mit München werben. Trotzdem liegt der Firmen-Sitz der Bayerischen Hausbau seit ein paar Jahren in Pullach. Dort ist die Gewerbesteuer günstiger. Doch das nur am Rande.

Grundstücksdeal war damals nur ein Gerücht

Der Grundstücksdeal war damals nur ein Gerücht. Doch man hörte im Rathaus immer wieder, dass verhandelt werde, dass der Preis der große Knackpunkt sei. Nun stehen die Verhandlungen kurz vor dem Abschluss. Das Unternehmen verlangt fast 50 Millionen Euro – gut 15 Prozent mehr, als das Grundstück nach Einschätzung des Bewertungsamts eigentlich wert ist. So geht es aus einer nicht-öffentlichen Beschlussvorlage hervor, die der AZ vorliegt. Kommunalreferentin Jacqueline Charlier (parteilos) schlug dem Stadtrat vor, dem Deal zuzustimmen. Doch der forderte Nachverhandlungen.

Momentan gehören der Stadt 26 Prozent der Flächen in dem Bauabschnitt. Kauft sie der Bayerischen Hausbau die Grundstücke ab, würde sich ihr Anteil fast verdoppeln. Der Stadt würden dann 44 Prozent gehören. Die Anzahl der städtischen Wohnungen könnte sich dadurch steigern: Statt 350 könnten auf dem Areal 850 städtische Wohnungen entstehen.

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Insgesamt will die Bayerische Hausbau rund 9,2 Hektar verkaufen. Momentan sind dort nur Äcker und Wiesen. Und einige Flächen werden das wohl auch bleiben. Denn nicht alle eignen sich für Wohnungsbau.

Befinden sich noch alte Munitionsreste im Boden?

Für die Bayerische Hausbau könnte sich das Geschäft mehr lohnen, als selbst zu bauen. Das liegt nicht nur daran, dass die Baukosten so gestiegen sind: Denn die Grundstücke befinden sich in der Nähe des ehemaligen Flughafens, der während des Zweiten Weltkriegs eines der Hauptziele der Alliierten war. Es könnten sich noch alte Munitionsreste im Boden befinden. Die Räumung könnte 5,4 Millionen Euro kosten, schätzt die Stadt in ihrer Beschlussvorlage. Nach einem Kauf müsste das die Stadt bezahlen.

Außerdem kommen auf die Grundstückseigentümer Kosten zu, um weiter am Bebauungsplan zu arbeiten. Die Stadt würde den Anteil der Bayerischen Hausbau mit dem Ankauf der Flächen übernehmen. Alleine für 2025 rechnet die Stadt mit Kosten von 200.000 Euro.

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Hinzu kommt, dass die Bayerische Hausbau mit den ursprünglichen Eigentümern vereinbart hat, den Kaufpreis noch mal nachzubessern, sollten auf dem Grundstück Wohnungen gebaut werden. Von bis zu 1,4 Millionen Euro ist in der Beschlussvorlage die Rede. Auch diese Summe müsste nach dem Kauf die Stadt tragen.

Die Bayerische Hausbau hätte sich, wenn der Stadtrat dem vorgeschlagenen Kaufpreis von rund 50 Millionen zugestimmt hätte, über einen Gewinn von fast acht Millionen Euro freuen können.

So viel hat die Bayerische Hausbau einst für die Grundstücke bezahlt

Denn wie aus Grundbuch-Einträgen hervorgeht, hat die Bayerische Hausbau für ein paar der Flächen Mitte der 80er Jahre gerade mal einen sechsstelligen D-Mark-Betrag gezahlt. Übrigens: Für eben diese Flächen will sie nun mit der Stadt vereinbaren, dass sie – sollte dort Wohnraum entstehen – eine Nachzahlung von 300 Euro pro Quadratmeter bekommt. Das Kommunalreferat zeigt sich überzeugt, dass gerade dort keine Wohnungen hin sollen – also auf die Stadt auch keine Nachzahlung zukommen dürfte. Absichern, dass ihr kein Geschäft entgeht, will sich die Hausbau aber wohl doch.

All ihre Grundstücke in dem Bauabschnitt hat das Unternehmen zwischen 1969 und 2017 zusammengekauft. Die wertvolleren Grundstücke, wo Wohnungsbau hin soll, kaufte sie 2017. Sie gab für alle Grundstücke insgesamt rund 42 Millionen Euro aus. Hätte der Stadtrat dem Angebot also sofort zugestimmt, hätte er dem Unternehmen einen Gewinn von fast 20 Prozent beschert. Auf eine AZ-Anfrage hin will sich die Bayerische Hausbau nicht äußern. Das tue sie bei "möglichen Transaktionen" grundsätzlich nicht.

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