Geheilt mit Stammzellen
Münchnerin (65) wird mit neuer Methode, sie bekam Nabelschnurblut, behandelt: Inzwischen ist die Krankheit Krebs bei ihr nicht mehr nachweisbar.
MÜNCHEN Gudrun Hamisch weiß wie es sich anfühlt, wenn man nur noch ein halbes Jahr zu leben hat. Diese Nachricht bekommt die Münchnerin im Oktober 2007. Da hatte die 65-Jährige schon über 30 Chemotherapien und vier Lungenentzündungen hinter sich. Aber dann sieht ein Arzt aus München noch eine letzte Chance.
„Ich habe Gudrun Hamisch Nabelschnurblut von zwei Spendern transplantiert“, erzählt Hans-Jochem Kolb. Hamisch ist die erste Patientin, bei der der Professor vom Klinikum München-Großhadern diese Methode anwendet.
2001 wird bei Hamisch ein Mantelzellenlymphom diagnostiziert, eine agressive Krebsform. Wer keine Stammzellen transplantiert bekommt, stirbt. Möglich ist die Übertragung von Knochenmark. Oder die Transplantation von sofort nach der Geburt entnommenem Nabelschnurblut. In beiden Fällen muss ein geeigneter Spender gefunden werden.
Sie glaubte fest an ihre Heilung
Am 20. Februar ist es bei Gudrun Hamisch soweit. Nach dem Eingriff verbringt sie wegen der hohen Infektionsgefahr ein halbes Jahr in einem Einzelzimmer. Ihr Mann Tassilo hat seinen Job als Diplom-Ingenieur aufgegeben, um sich um seine Frau kümmern zu können. Er besucht sie jeden Tag. „Ich war zwei bis drei Stunden am Morgen und am Abend bei ihr“, erzählt der 67-Jährige. Er darf nur in Schutzkleidung zu seiner Frau, umarmen dürfen sie sich nicht. Trotzdem weiß Tassilo Hamisch, wie wichtig seine Besuche sind. Auch die beiden Töchter schauen oft vorbei. Mit den zwei Enkeln hält sie telefonisch Kontakt. Psychoonkologische Betreuung lehnt sie ab, sie fühlt sich in ihrer Familie aufgehoben.
Die Entbehrungen lohnen sich. Gudrun Hamisch spricht gut auf die Methode an. „Das ist nach einem bereits über Jahre fortgeschrittenen Krebsleiden sehr ungewöhnlich“, sagt Kolb. Gudrun Hamisch glaubt fest an ihre Heilung. „Wenn man weiß, dass es zu Ende geht, klammert man sich an jeden Strohhalm“, sagt sie. Inzwischen wurde die Methode mehrmals angewandt.
Am 6. August wird Gudrun Hamisch aus der Intensivstation entlassen. Derzeit ist bei ihr keine Krankheit nachweisbar. Es geht ihr gut. Sie hat eine neue Blutgruppe, die von einem der zwei Spender. „Aber für mich ist sie immer noch die Alte“, sagt ihr Mann und lacht. Verena Duregger
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