Gehackt und plötzlich kriminell? Immer mehr Fälle von Kinderpornografie in München

Ein neues Team der Polizei geht gegen Kinderpornografie vor. In München häufen sich Fälle auf Sozialen Medien. Doch sie sind nicht, was sie scheinen.
| Paul Nöllke
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Immer häufiger werden Facebook-Accounts gehackt, um dort Kinderpornos zu posten. (Symbolbild)
Immer häufiger werden Facebook-Accounts gehackt, um dort Kinderpornos zu posten. (Symbolbild) © Arne Dedert/dpa

München - Morgens um 6 Uhr steht plötzlich die Polizei vor der Tür. Es wird ermittelt. Der Grund: Verbreitung von Kinderpornografie. Doch die Person, bei der die Beamten klingeln, hat keine Ahnung, was passiert ist.

Seit dem Frühjahr häufen sich solche Fälle in München, wie Sabine Leiner erklärt. Die 46-Jährige ist seit Sommer Leiterin des Kommissariats 17, welches sexuelle Gewalt gegen Kinder bekämpft. Sie selbst nennt es das "Kinderschutz-Kommissariat" in dem zusammen mit dem stellvertretenden Leiter, Thomas Hiller, bald 25 Beamte arbeiten sollen, um sexuelle Gewalt gegen Kinder zu ermitteln.

Kinderpornos tauchen plötzlich bei Facebook auf

Doch seit diesem Frühjahr hat das Kommissariat mit einer neuen Art von Fällen zu tun: Leute veröffentlichen auf Facebook ganz öffentlich harte kinderpornografische Inhalte. Es stellte sich heraus: Ihre Accounts wurden gehackt.

Hinweise, dass kinderpornografisches Material auf Facebook veröffentlicht wurde, bekommt das Münchner Kommissariat 17 vom Bundeskriminalamt, welches wiederum von einer Behörde in den USA mit den Informationen versorgt wird.

17 Ermittlungsverfahren in München

700 solcher Verdachtsfälle liegen gerade beim Kommissariat 17, die aus den USA gemeldet wurden. Sobald das Kommissariat in München diese Verdachtsmeldungen bekommt, werden diese von einem Beamten geprüft.

Wenn es sich wirklich so begeben sollte, dass es sich bei den Inhalten um Kinderpornografie handelt, die jemand auf Facebook gestellt hat, beginnt die Polizei zu ermitteln. Und steht dann auch bei den Inhabern der Facebook-Accounts vor der Tür, die im Verdacht stehen, Kinderpornos verbreitet zu haben. 17 Ermittlungsverfahren wurden in diesem Rahmen in München eingeleitet.

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"Es hat sich jedoch bald der Verdacht ergeben, dass manche der Accounts gehackt waren worden", erklärt Thomas Hiller. Die Leute, die in Verdacht standen, unter ihrem Namen auf Facebook härteste Kinderpornografie verbreitet zu haben, hatten damit gar nichts zu tun - ihr Facebook-Account war nur gehackt worden.

Hacker haben Accounts mit schwachen Passwörtern im Visier

Die Hacker hätten es wohl vor allem auf Accounts abgesehen, die mit einem schlechten Kennwort nur schwach geschützt worden waren, so Hiller. Doch obwohl die Inhaber der Accounts sagten, dass sie nichts mit der Verbreitung der Pornografie zu tun hatten, musste die Polizei gegen sie ermitteln, bis das Gegenteil bewiesen war.

Die Polizei bittet nun Münchner, die von Facebook darauf aufmerksam gemacht werden, dass ihr Account gehackt wurde, dem auch nachzugehen. Sollte man den Verdacht haben, dass über den eigenen Account kinderpornografisches Material verbreitet wurde, sollte man sich an die Polizei wenden. Das Material selbst sollte man auf keinen Fall weiterleiten, sonst macht man sich strafbar. Zudem sollte man seinen Account durch ein gutes und sicheres Kennwort schützen, um solche Hacker-Angriffe zu verhindern.

Ein großes Rätsel bleibt allerdings: Wieso werden die Accounts gehackt und dann genutzt, um Kinderpornografie ins Netz zu stellen. "Das frage ich mich auch selber", erklärt Hiller. "Es wird kein Geld von den Hackern gefordert." Die Hacker nutzten die Accounts auch nicht, um andere um Geld zu betrügen.

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