Gefälschte MVV-Tickets: 248.000 Euro Schaden

Busfahrer Elvis H. (30) produziert die unechten Monatskarten und gibt sie an Komplizen weiter. Die drehen sie dann zum Beispiel gutgläubigen Menschen vor einem Seniorenheim an
von  Torsten Huber
Mit dem richtigen Papier und den entsprechenden Druckbuchstaben sehen die Fälschungen den echten MVV-Monatskarten täuschend ähnlich.
Mit dem richtigen Papier und den entsprechenden Druckbuchstaben sehen die Fälschungen den echten MVV-Monatskarten täuschend ähnlich.

Im großen Stil hat MVV-Busfahrer Elvis H. (30) Zeitkarten-Rohlinge für das Münchner MVV-Netz gestohlen. Mit seiner Ehefrau Ivana (30) bedruckt er diese Monatskarten, gibt die Fälschungen an vier Komplizen weiter. Die Ware wird für zehn Euro unter dem Normalpreis auf der Straße verkauft.

Großabnehmer soll laut Anklage das Pflegepersonal eines Altenstifts in der Au gewesen sein. Vor der Seniorenresidenz drehen sie den gutgläubigen Pflegern und Pflegerinnen die Karten an. Gesamtschaden für den MVV: 248000 Euro.

Die Bande sitzt jetzt wegen Urkundenfälschung und Betruges vor dem Münchner Landgericht. Es ist eine Art Familienunternehmen gewesen: Busfahrer Elvis H. und seine Frau waren die Hersteller. Kaufmann Peter T. (39) sowie dessen Ehefrau Regina (37) und Schwiegermutter Maria B. (68) dealten mit den Fälschungen. Die Bekannte Marina D. (32) soll nur eine Mitläuferrolle gespielt haben. Sie soll die Karten für ihre Tochter erworben haben.

Elvis H. ist bei einem privaten Busunternehmen angestellt gewesen. Das Unternehmen setzt für den MVV seine Fahrzeuge und Fahrer ein. Angesichts steigender MVV-Preise dachte Elvis H., dass er seine Fälschung gut los wird. Seit Anfang 2008 bis zum Zugriff der Polizei am 29. Juni 2011 ist die Bande tätig gewesen.

Im Angebot: Ring 1-2, Ring 1-3, Ring 1-4 und Ring 1-5. Der Kaufpreis hängt von der abgenommenen Menge ab. Die Preise schwanken je nach Anzahl der Ringe zwischen 32 bis 65 Euro.

Den Käufern wird eine Lügengeschichte erzählt. Die Monatskarten habe man über einen Bekannten erworben, der beim MVV arbeitet und Mengenrabatt bekomme. Deshalb könne man die Karten so günstig verkaufen.

Im März 2008 gehen die ersten 50 gefälschten Fahrkarten für den Monat April an die Betrugsopfer. Im August 2008 wird die Produktion bereits erhöht: 70 Zeitkarten gehen für September in den Umlauf. Im Oktober 2009 werden über 100 Fälschungen für den Monat November hergestellt. Im Dezember 2010 sind für Januar 2011 über 140 Monatskarten gefälscht worden.

Elvis H. ist bereits wegen gefälschter Monatskarten zu zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Während des damaligen Verfahrens gegen Elvis H. werden weitere Fälschungen entdeckt, die jetzt Teil der Anklage sind. Über ihre Anwälte legen die sechs Angeklagten, die bis auf Elvis H. in Freiheit sind, Geständnisse ab.

Obwohl der ExBusfahrer mit einer Haftstrafe rechnen muss, behauptet er: „Wenn ich entlassen werde, kriege ich meine alte Stelle als Fahrer wieder!“ Das Urteil soll am 4. Dezember fallen.

 

 

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