Geburten-Boom: Immer mehr Münchner Kindl

18.107 Babys sind vergangenes Jahr an der Isar zur Welt gekommen. Die AZ erklärt den Boom, der deutschlandweit einmalig ist.
von  Nina Job
Das meinen die Zahnärztin Janine (35) und der Lehrer Florian (34), mit Marlia (eineinhalb) und Lena (6 Wochen): „Am Spielplatz beim Glockenbach vermissen wir noch eine Babyschaukel – doch sonst ist alles gut. München ist kinderfreundlich. Unsere Kinder sind in der Klinik in der Maistraße zur Welt gekommen. Es bräuchte jedoch mehr Kita-Plätze. Das Angebot für Familien ist in München jedoch ganz schön vielfältig."
Das meinen die Zahnärztin Janine (35) und der Lehrer Florian (34), mit Marlia (eineinhalb) und Lena (6 Wochen): „Am Spielplatz beim Glockenbach vermissen wir noch eine Babyschaukel – doch sonst ist alles gut. München ist kinderfreundlich. Unsere Kinder sind in der Klinik in der Maistraße zur Welt gekommen. Es bräuchte jedoch mehr Kita-Plätze. Das Angebot für Familien ist in München jedoch ganz schön vielfältig." © Daniel von Loeper

München - Obwohl bezahlbarer Wohnraum knapp ist und die Suche nach der passenden Kinderbetreuung recht mühselig ist – Münchens Baby-Boom ist ungebrochen! 18.107 Kinder haben im vergangenen Jahr in der Landeshauptstadt das Licht der Welt erblickt. Das sind 964 Babys mehr als im Jahr zuvor – ein Zuwachs um 5,6 Prozent!

Und das Beste: Mit der wachsenden Zahl kleiner Neubürger setzt sich ein Trend fort, der mittlerweile seit beinahe zehn Jahren anhält: Bereits seit 2007 stellen Hebammen, Ärzte und Statistiker einen kontinuierlichen Geburtenzuwachs in München fest.

Die Ursachen

Harald Rost, stellvertretender Leiter des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg, sieht verschiedene Faktoren als Ursache: „Man kann nun feststellen, dass sich die familienpolitischen Maßnahmen auszahlen. Die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder wurden ausgebaut, die Einführung des Elterngeldes hat viele Familien finanziell entlastet und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat sich deutlich verbessert“, sagt der Vize-Chef des wissenschaftlich unabhängigen Instituts in Bamberg.

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Dazu kommt: Frauen der geburtenstarken Jahrgänge 1986 bis 1996 sind nun im gebärfähigen Alter und bekommen selbst Nachwuchs. Ein wichtiger Faktor speziell für München: „Der Wirtschaftsraum München boomt und gedeiht“, so Harald Rost. „Hier gibt es Arbeit!“ Flüchtlinge und Migranten spielen aus Sicht des Diplom-Soziologen hingegen keine große Rolle. „Diejenigen, die erst gekommen sind, sind in den meisten Fällen alleine.“ Und auch bei den Zuwanderern, die schon länger in Deutschland leben, spiele deren Familiengründung keine entscheidende Rolle: „Das schlägt sich bei der Gesamtbetrachtung der Geburtenzahlen nicht entscheidend nieder“, so Harald Rost.

Hellblau oder Rosa?

Im vergangenen Jahr waren eindeutig die Buben unter den Babys in der Überzahl: 9.228 kleine Burschen und 8.879 Dirndl kamen auf die Welt.

Geburten-Sommer

Der mit Abstand stärkste Geburtsmonat war der August: Im Hochsommer, zwischen dem 1. und 31. August, kamen genau 1784 Buben und Mädchen auf die Welt. Zwei weitere Monate, in denen Hebammen und Frauenärzte viel zu tun hatten, waren die Monate Juni und Oktober mit 1658 beziehungsweise 1657 Geburten.

Wo geboren wird

Bemerkenswert: Etwa jedes dritte Kind ist in einer der drei Frauenkliniken des Städtischen Klinikums zur Welt gekommen. 6014 kleine Buben und Mädchen holten in der Harlachinger Frauenklinik, in Neuperlach oder in Schwabing zum ersten Mal tief Luft.

Die städtischen Kliniken können damit einen eigenen Rekord feiern. Im Vergleich mit 760 Geburtskliniken in ganz Deutschland sind in den drei städtischen Kliniken deutschlandweit die meisten Kinder registriert worden – sogar mehr als in der riesigen Berliner Charité (5.300).

Raphael Diecke, Sprecher des Städtischen Klinikums, sieht die Klinik-Wahl der werdenden Mütter auch darin begründet, dass viele Erstgebärende heute älter sind als zu Mutters oder Großmutters Zeiten. In Harlaching und Schwabing gibt es zwei Perinatalzentren mit dem höchsten Versorgungslevel für Frühchen. Auch bei Risikogeburten können Mutter und Kind hier sofort intensiv betreut werden.

Gestorben wird derzeit weniger

Statistiker setzen Geburten und Todeszahlen in Relation und sprechen dann von einem Überschuss, je nachdem, welche Zahl überwiegt. Bei den Sterbefällen in München wurde im vergangenen Jahr ein leichter Rückgang von 2,3 Prozent gegenüber 2015 festgestellt. 11 197 Münchner starben – die meisten übrigens im Dezember (1067). Damit besteht eindeutig ein Geburtenüberschuss.

Dieses „natürliche Saldo“ von 6910 ist die höchste Geburtenüberschuss-Zahl in der Geburten-Sterbefälle-Statistik der Landeshauptstadt München seit 1960, meldete die Rathaus-Umschau gestern.

Ein Saldo von mehr als 5000 wurde nur in den Jahren 1964 (5067), 2013 (5044), 2014 (5657) und 2015 (5679) erreicht.

Besonderheit in München

Übersetzt heißt das: Seit mehr als 50 Jahren gab es nicht so viel mehr Geburten in Relation zu den Sterbefällen. Das ist auch insofern besonders, da vielerorts in Deutschland die Bevölkerung schrumpft. München wächst!

Sehen Sie in der Bilderstrecke, was die Münchner dazu sagen (Umfrage: Daniel von Loeper)

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