Garage am Stachus droht Abriss: Auslaufmodell Parkhaus?

Das Parkhaus hinter dem Mathäser lohnt sich nicht mehr. Es soll abgerissen werden. Geplant sind eine Tiefgarage – und Büros.
Lea Kramer |
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Grüne Oase auf dem Parkdeck – bepflanzt von Münchnern
Green-City 2 Grüne Oase auf dem Parkdeck – bepflanzt von Münchnern
Einfahrt gleich neben dem Eingang zum Mathäser.
lkr 2 Einfahrt gleich neben dem Eingang zum Mathäser.

München - Der Verkehr wird dichter – auf dem Land und in der Stadt. Im Allgäu gibt es Vorschläge, sich mit Höchstparkgebühren von bis 100 Euro gegen Autoausflügler zu wehren.

In München dagegen stehen viele Parkhäuser leer, die einst hohe Renditen garantierten. Für ein besonders prominent gelegenes Exemplar im Bahnhofsviertel hat ein Investor deshalb tiefgreifende Pläne.

Parkhaus am Mathäser droht Abriss

Das Parkhaus an der Adolf-Kolping-Straße hat schon bessere Jahre gesehen. 1957, zur gleichen Zeit, wie die Mathäser-Bierstadt, wurde das vierstöckige Gebäude eröffnet. Es waren Jahre, in denen die Münchner schon über die Abgase schimpften, aber trotzdem noch mit ihren Autos über den Marienplatz in Richtung Stachus bretterten.

Heuer hat die Stadt erste Schritte für eine autofreie Altstadt eingleitet. Zunächst geht es nur um Gutachten für verkehrsberuhigte Zonen. Die alte Idee vom "Boulevard Sonnenstraße", die eine Halbierung der Fahrspuren zwischen Sendlinger Tor und Stachus vorsieht, hat das Planungsreferat aber ebenfalls auf dem Zettel. Dadurch soll die Innenstadt attraktiver werden.

Parkhäuser sind trotz geringer Kosten nicht ausgelastet

Beim Parken hingegen gibt es konkrete Vorgaben, im Juli hat der Stadtrat strengere Regeln beschlossen. In der sogenannten "Blauen Zone" innerhalb des Altstadtrings steigt die Gebühr zwischen 8 und 23 Uhr auf 2,50 Euro pro Stunde. Zudem gibt es eine Höchstparkdauer von zwei Stunden. Damit wollen die Verantwortlichen im Rathaus Dauerparker vom Straßenrand in die Parkhäuser drängen.

Grüne Oase auf dem Parkdeck – bepflanzt von Münchnern
Grüne Oase auf dem Parkdeck – bepflanzt von Münchnern © Green-City

Diese dürfte es freuen, dem Vernehmen nach sind sogar die Häuser am Rand der Innenstadt nur mäßig ausgelastet. Und das, obwohl sich die Preise mit drei Euro pro Stunde oder 20 Euro im Tagesticket noch in Grenzen halten. Für einen Dauerstellplatz muss man etwa 170 Euro monatlich zahlen.

Das Dach wurde zur Eventfläche

Ein zentral gelegenes Parkhaus, das hinter dem Mathäser, ist eine von mehreren Münchner und Starnberger Großgaragen im Portfolio der Alpina Parking GmbH. Der Eigentümer versucht seit geraumer Zeit, die ungenutzte Fläche auf seinen Decks als Eventlocation zu vermarkten. Während der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2015 wurde das oberste Parkdeck beispielsweise zum Fußballfeld umfunktioniert, gesponsert von einem Sportartikelhersteller.

Seit zwei Sommern hat der Dachgarten von Gastronom Thomas Manglkammer auf dem Deck seine Holztische, Hochbeete samt Hintergrundmusik aufgezimmert. Die begrünte Dachterrasse kommt gut an, allerdings hat die Lokalbaukommission das Projekt ursprünglich nur für drei Jahre genehmigt.

Der Besitzer will den Abriss – ein Neubau mit Tiefgarage ist geplant

Und auch der Eigentümer des sogenannten "Parkhaus am Stachus" scheint andere Pläne mit dem Betonklotz zu haben. Er hat im Frühjahr bei der Stadt einen Antrag auf "Neubau eines Parkhauses mit Büronutzung, Gastronomie und Mobility Hub" gestellt. Letzteres deutet drauf hin, dass Immobilien-Spekulanten mittlerweile auch die Verkehrswende als Schlagwort zu Vermarktungszwecken ausgemacht haben.

Der Begriff ist weit gefasst. So fallen sowohl neue Mobilitätslösungen wie Carsharing oder Pedelecs, als auch Ladeinfrastruktur von Elektrofahrzeugen in das Feld.

Das Planungsreferat hat das Projekt in der Adolf-Kolping-Straße mittlerweile genehmigt. Interessanterweise ist es nicht der erste Versuch des Betreibers, dort neu zu bauen. Der Projektentwickler aus Bogenhausen ist in der Münchner Immobilienbranche gut vernetzt, seine Gesellschaft ist verflochten mit aktuellen Fällen von Luxussanierung etwa in der Schillerstraße oder der Occamstraße.

Das Parkhaus ist oft Thema im BA

Bereits im Jahr 2018 wollte er im Bahnhofsviertel neu bauen. Damals waren mehr als 100 Wohnungen plus dreistöckige Tiefgarage geplant. "Da die Adolf-Kolpingstraße im Kerngebiet liegt, wären dort nur ausnahmsweise Wohnungen möglich gewesen", sagt ein Sprecher vom Planungsreferat. Die Behörde habe am damaligen Vorhaben vor allem die Höhe kritisiert und deshalb keine Ausnahmegenehmigung erteilt.

Einfahrt gleich neben dem Eingang zum Mathäser.
Einfahrt gleich neben dem Eingang zum Mathäser. © lkr

Bei dem neuerlichen Antrag ist von Wohnungen plötzlich keine Rede mehr. Vielmehr geht es jetzt um Büros, die Tiefgarage bleibt. Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA) hatte das Parkhaus schon mehrfach auf der Tagesordnung. "In den oberen Etagen könnten wir uns Wohnungen gut vorstellen", sagt Vorsitzender Andreas Klose (Rosa Liste), "wohlwissend, dass das dann keine sozialverträglichen Wohnungen sind."

Droht die Umwandlung in ein Hotel?

Skeptisch sind die Lokalpolitiker in der Ludwigsvorstadt immer dann, wenn in den Plänen für neue Gebäude ziemlich kleine Einzelbüros mit Wasseranschluss eingezeichnet sind – ein Hinweis darauf, dass zu einem späteren Zeitpunkt eventuell eine Umwandlung zum Hotel geplant ist.

Zu den Zuschnitten auf dem Grundstück hinter dem Mathäser will sich momentan noch keiner öffentlich äußern. Eins steht fest: Hotels gibt’s im Bahnhofsviertel genug.

Lesen Sie hier: Anbieter Life X - Die Luxus-WGs nehmen keinen Wohnraum weg

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