Ganz besondere Aktion in Münchner Herz-Jesu-Kirche

In der Münchner Herz-Jesu-Kirche wird in diesen Tagen oft zum Telefon gegriffen. Besucher können hier den Hörer abheben, eine Nummer wählen – und ihr Herz ausschütten. Am anderen Ende der Leitung? Nicht Gott, und auch keiner seiner irdischen Vertreter. Sondern nur eine Chipkarte, auf der die "Telefonate" gespeichert werden.
Liebeserklärung
Die Besucher können dem historischen schwarzen Apparat mit Wählscheibe je nach Wahl zu bestimmten Fragen einfach mal von sich erzählen. "Mein Herzensmensch ist mein Mann", macht eine Frau telefonisch ihrem Angetrauten eine Liebeserklärung.
Die Besucher können auf der Wählscheibe eine Zahl und damit eine Frage wählen. "Was lässt dein Herz höherschlagen?", heißt es bei Eins, bei Zwei: "Wie fühlt sich dein Puls gerade an?" Wer Drei auf der Scheibe wählt, wird gefragt: "Wer ist dein Herzensmensch?"
Ein Kölner Künstlertrio – Nathalie Brum, Lukas Schäfer und Luis Weiß – will aus den auf der Chipkarte gespeicherten Aussagen, Halbsätzen oder Lauten eine Klanginstallation montieren, die in der Fastenzeit zu hören sein soll. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte darüber berichtet.

Von Frosch bis Bier
Während der eine auf die Frage, was sein Herz höher schlagen lässt, die geistigen Freuden von Kultur und Musik nennt, ist ein anderer eher bodenständig mit: "ein bayerisches Bier". Eine Besucherin fühlt ihren Puls wie einen "hüpfenden Frosch" auf einer grünen Wiese, der sich des Lebens freut, ein Anderer sagt nur "tock, tock, tock, ...".
Weil die Aufnahmen aufgenommen werden, nennen die Künstler ihr umgebautes Werkzeug nicht Telefon, sondern Memophon. Hunderte hätten davon schon seit Beginn der Aktion Anfang Oktober Gebrauch gemacht, sagt der Pastoralreferent und Co-Leiter der katholischen Pfarrei Herz Jesu, Konstantin Bischoff.
Memophon über Münchens Dächern
Am 5. Dezember soll das Telefon in den Südturm der Frauenkirche umziehen. Die Pastoralreferentin Judith Seipel erhofft sich dort besonders rege Teilnahme. Der Südturm als höchster Aussichtspunkt in der Münchner Innenstadt locke viele Touristen an – und der weite Blick rege an sich schon zum Austausch an.
Die aus den Aufnahmen gefertigte Klanginstallation unter dem Titel Core (Herzstück, Kern) wird vom 19. Februar bis 27. März 2026 in den beiden Kirchen zu hören sein. Einzelne Stimmen sollen nicht identifizierbar sein.
Wer zum Hörer greift, weiß ohnehin, was mit den Aufnahmen geschieht: "Deine Stimme wird Teil der Klanginstallation CORE", ist auf einem Schild neben dem Memophon zu lesen. Samt Anleitung zur Benutzung – auch für Menschen, die noch wissen, wie man eine Wählscheibe bedient, denn in diesem Gerät steckt mehr Technik als früher.