FW-Abgeordneter fordert: Haderthauer sofort suspendieren!

Peter Bauer von den Freien Wählern sitzt im Modellauto-Untersuchungsausschuss. Sein Eindruck hat sich verstärkt: Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer ging es nur ums Geld! Bauer fordert die Suspendierung
Helmut Reister |
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Die damalige CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer und Mann Hubert Haderthauer kommen zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele in Bayreuth
dpa Die damalige CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer und Mann Hubert Haderthauer kommen zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele in Bayreuth

München - Hubert Haderthauer, Ehemann der zurückgetretenen Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer, übt sein Amt als Landgerichtsarzt in Ingolstadt trotz laufender Ermittlungen weiter aus. Das ist dem Landtagsabgeordneten Peter Bauer von den Freien Wählern, der auch im Modellauto-Untersuchungsausschuss sitzt, ein Dorn im Auge. Der aus dem Kreis Ansbach stammende Politiker fordert bis zur endgültigen Klärung der Vorwürfe die sofortige Suspendierung des hoch bezahlten Beamten.

„Selbstverständlich gilt auch für ihn die Unschuldsvermutung, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist“, sagte Bauer der AZ. Das ändere aber nichts an der Schwere der Vorwürfe, die Zweifel an seiner beamtenrechtlichen und ärztlichen Integrität aufkommen ließen.

Der Abgeordnete: „Die Landesanwaltschaft hat ja nicht umsonst ein formelles Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. Von den strafrechtlich relevanten Ermittlungen will ich gar nicht erst sprechen.“ Bauers Ansicht nach sei es nicht vermittelbar, dass ein unter derartigem Verdacht stehender Arzt weiterhin gerichtliche Gutachten über Straftäter anfertige.

In der letzten Sitzung des Untersuchungsausschusses, der sich mit der politischen Dimension der „Modellauto-Affäre“ beschäftigt, hat Bauer mit den Antrag gestellt, dass auch die Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft und des derzeit ruhenden Disziplinarverfahrens vom Untersuchungsausschuss hinzugezogen werden. „Mir geht es darum, herauszufinden, wie die fragwürdigen Geschäfte der Haderthauers in den Bezirkskrankenhäusern zustande kommen konnten und wer wofür verantwortlich war und welche Rolle dabei spiele“, begründet der Abgeordnete diesen Schritt, der seinen Aussagen zufolge, nicht jedem Mitglied gefallen habe. Entschieden wurde über den Antrag noch nicht.

Erste Vernehmungen von leitenden BKH-Ärzten im Untersuchungsausschuss hätten den Eindruck bestärkt, so Bauer, dass bei den Modellauto-Geschäften mit psychisch kranken Straftätern schon damals geltende Standards völlig außer Kraft gesetzt worden seien: „Es ging nur um das Geschäft, therapeutische Ansätze spielten nicht die geringste Rolle.“

Wie weit sich die Verantwortlichen des BKH Ansbach bei der Kooperation mit der Firma „Sapor Modelltechnik“ aus dem Fenster lehnten, geht aus internen Unterlagen hervor, die an die Öffentlichkeit gelangten (AZ berichtete). Im Bezirkstag wurde mehrfach über die außer Kontrolle geratenen Zustände diskutiert, zum Beispiel über die schweren Sicherheitsmängel und fehlende Kontrollen bei den an der Produktion Beteiligten. Aus diversen Akten des Bezirkstags erschließt sich außerdem, dass das Bezirkskrankenhaus Ansbach der privaten Haderthauer-Firma sogar logistische und personelle Unterstützung leistete. Fahrten, um zum Beispiel Rohmaterial für die Produktion einzukaufen, wurden teilweise mit Fahrzeugen aus dem Bestand des Bezirkskrankenhauses vorgenommen. „Er hatte es eilig. Wir übergaben das Modell auf einem Rastplatz.“

Dabei waren Dreifachmörder Roland S., der die Autos konstruierte und auch den Einkauf dirigierte, sowie Pflegekräfte als Fahrer und Begleitpersonen. Roland S. bestätigt auch, dass es in mindestens zwei Fällen auch eine Art Express-Service für Hubert Haderthauer auf Kosten des BKH gab. „Er brauchte dringend ein Automodell und hatte es anscheinend eilig. Ein Pfleger kam und wir sind dann zu einem Autobahnrastplatz gefahren, wo wir ihm das Auto übergeben haben.“

Derartige Geschäftsmethoden machen es schwer, die genaue Zahl der produzierten Autos, die im Einzelfall sogar für sechsstellige Summen auf dem Sammlermarkt gehandelt wurden, festzustellen. Von der Zahl, die auch im Mittelpunkt der Ermittlungen steht, hängt die Höhe der tatsächlich erzielten Umsätze und Einnahmen ab.

Hubert Haderthauer spricht von rund 70 Autos, der penibel Buch führende Chefkonstrukteur Roland S. von über 130. Heute erhält er im Bezirkskrankenhaus Straubing Besuch von der Staatsanwaltschaft. Sie will ihn erneut vernehmen.Roland S. hat den Ermittlern bereits im Vorfeld der Vernehmung seine Jahreskalender, Fotos und viele weitere Unterlagen zur Verfügung gestellt. „Daraus“, so Roland S. „lässt sich die Zahl der Autos genau berechnen. Es waren 134 Stück.“

An der Firma waren sowohl Christine Haderthauer als auch ihr Mann Hubert als Gesellschafter beteiligt. Gegen beide ermittelt die Staatsanwaltschaft seit Längerem wegen Betrugverdachts und möglicher Steuerhinterziehung.

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