"Für das Flair interessieren sich Investoren nicht"
Im Interview erklärt Wolfgang Püschel, warum sich das Lehel verändert. Der SPD-Politiker ist Gymnasiallehrer und Vorsitzender des Bezirksausschusses Altstadt/Lehel
Herr Püschel, was können Mieter wie die Familie im Lehel tun?
WOLFGANG PÜSCHEL: Natürlich ist es schwierig, Luxussanierungen aufzuhalten, das ist auch politisch ein Problem. Aber wer sich früh genug zu Mietergemeinschaften zusammenschließt und mit dem Bezirksausschuss zusammenarbeitet, kann schon etwas erreichen. Das Mindeste sind vernünftige Abfindungen, aber uns geht es generell darum, dass Wohnraum für Münchner bezahlbar bleibt. Die Schritte sind klein und wir brauchen einen langen Atem. Mieter können sich jederzeit an uns wenden.
Wie hat sich die Sozialstruktur im Lehel verändert?
Sehr – und das wird weitergehen. Es ist klar, dass das auch eine gesellschaftliche Entwicklung ist, dass wir nicht im vergangenen Jahrhundert stecken bleiben können. Aber auch wenn Investoren immer wieder sagen, das seien keine Luxussanierungen, das sei heute in München Standard, muss man doch klar sagen: Die, die solche Wohnungen kaufen können, sind Reiche, sehr oft aus dem Ausland. Und die wollen nicht in München leben, sondern nur mal in die Oper gehen oder sich medizinisch behandeln lassen.
Sie sprechen von arabischen Millionären?
Zum Beispiel. Immer häufiger entstehen jetzt auch Boardinghäuser, hotelähnliche Anlagen, wo Luxuswohnungen für Besucher eine Weile vermietet werden. Am Viktualienmarkt soll jetzt ein ehemaliges Mietshaus abgerissen und durch ein Boardinghaus ersetzt werden. Natürlich verändert das den Flair und den Charme eines Viertels. Aber das interessiert Investoren halt nicht.[
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