Für besseren Sex: "So putzen Sie sich glücklich!“

Mehr Energie, weniger Rückenschmerzen und besseren Sex – nicht weniger verspricht Putz-Expertin Katharina Zaugg in ihre Kursen. Die AZ hat die Putz-Party natürlich gleich ausprobiert.
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„Wir kommen eh nicht um das Putzen umhin, also sollten wir es angenehm gestalten“, sagt Expertin Katharina Zaugg.
Gregor Feindt „Wir kommen eh nicht um das Putzen umhin, also sollten wir es angenehm gestalten“, sagt Expertin Katharina Zaugg.

MÜNCHEN - Mehr Energie, weniger Rückenschmerzen und besseren Sex – nicht weniger verspricht Putz-Expertin Katharina Zaugg in ihre Kursen. Die AZ hat die Putz-Party natürlich gleich ausprobiert.

Schmutz, Schwamm und Spüli – mehr braucht es nicht, um Freude am Leben zu haben. Das behauptet die Ethnologin Katharina Zaugg. Zu einer Putzparty hatte sie erstmals in München eingeladen. Und zugegeben: Die Begeisterung, nach einem Bürotag die Lappen fliegen zu lassen, hält sich bei vielen Teilnehmern in Grenzen.

Zaugg kann das nicht verstehen. „Putzen macht glücklich, es hilft sogar, besseren Sex zu haben.“ Das zieht: Die Frauen und der Quotenmann ziehen die Baumwollhandschuhe über, reißen die Schwämme aus der Pappe und sammeln sich um die Arbeitsfläche.

„Ha“, sagt Zaugg und hebt ihre Schwämme. Der Volkstanz à la Meister Propper beginnt. Schwamm an Schwamm steht die Gruppe, stampft mit den Füßen, ruft „Ha“. Die Hüften wiegen. „Putzen ist Bewegung“, ruft Zaugg. Die ersten krempeln ihre Ärmel hoch.

Seit 22 Jahren erforscht Zaugg das „postmoderne Raumpflegeverhalten“, wie sie sagt. Mit ernüchterndem Ergebnis: In 70 Prozent der Partnerschaften schrubben die Frauen die Wohnung, Männer greifen – wenn überhaupt – nur zum Motor: dem Staubsauger. Nur sechs Prozent der Deutschen putzen gerne, jeder Dritte in Bayern wischt durch, bevor Gäste kommen: Erst Badezimmer, dann Küche, Wohnzimmer. Schlaf- und Kinderzimmer sind am wenigsten vorzeigbar.

„Wir kommen eh nicht um das Putzen umhin, also sollten wir die Raumpflege so angenehm wie möglich gestalten“, sagt Zaugg. Die „Schwämme des Lächelns“ sollen helfen. Einmal quer in der Mitte gefaltet, liegen sie in der Hand. „Wer einen Schwamm verkrampft auswringt, verspannt den Kiefer, den Beckenboden, den ganzen Körper.“ Bessere lächle man den Schwamm an – und er lächelt durch die Krümmung zurück. So recht gelingen mag das zarte Wringen trotzdem nicht, viele lassen ihren Tagesfrust regelrecht an dem Schwamm aus. Auch Zaugg, die bis heute als Putzfrau arbeitet – aus Leidenschaft wie sie betont – hat lange mit Kraft geputzt: „Heute streichle ich.“

Diese Streicheleinheit bekommen bei ihr die Fenster. „Das ist die ultimative Herausforderung.“ Mit weit geöffneten Armen wie beim Yoga fahren die Schwämme über das Glas. Zaugg streckt sich, bückt sich, umarmt das Fenster förmlich: „Das ist doch besser als jedes Training.“ Südländische Frauen hätten mit ihrem Putz-Konzept weniger Probleme als Deutsche, sagt sie. „Die bewegen sich mehr.“

Eine Mailänderin mit Besen wecke bis heute romantische Bilder – die Buxtehuderin dagegen wirke mit Wischmopp in der Hand eher frigide. Putzen und Sex sei ein seit Jahren verhöhntes Duo. „Putzen ist ein Tabu, genau wie oft Sex“, sagt Zaugg. Beides sei körperbetont, nur wer dem Schmutz und nicht dem Partner zu Leibe rücke, gelte schnell als frigide. Zu Unrecht, wie die Putzexpertin meint.

„Sein Zuhause zu pflegen heißt, sich selbst zu pflegen“, sagt die Schweizerin. Auch sie musste gegen Klischees kämpfen, als sie 1988 das Wellness-Putzen startete. „Dafür bist du doch viel zu intelligent“, sagten Freunde. Zaugg hielt dem Lappen die Treue – und reiste mit ihrem Konzept bis in die USA. Dort seien Putzpartys, bei der Cliquen rundum die Wohnung schrubben, längst Trend: „Das nächste große Ding nach Sex and the City.“

Nur gebe es zwischen Eimer und Essigreiniger auch echte Männer: Jackie Chan zum Beispiel. „Werden Sie zum Karatekämpfer“, sagt Zaugg, beugt sich über das Ceranfeld, scheuert die Fläche von rechts nach links. Ihre Lappen fliegen über die Ränder hinaus. „Putzen Sie mal mit der linken Hand.“ Mit der Rechten greife man eh den ganzen Tag. „Und im Fitness-Studio kreisen Sie ja auch nicht nur mit einem Arm.“

Zum Ende gibt es die Herausforderung: blindes Putzen. Schon beim Aufsetzen der Schlafbrille gibt es Schwamm-Kollisionen, Hände werden von der Fläche gewischt. Zaugg: „Wenn Sie nach Flecken suchen, stresst das. Putzen Sie die Wanne blind – und Sie werden den Wasserrand und den Fleck in der Emaille finden.“

Dann wäre da noch der Tipp, wie das Putzen die Partnerschaft aufpoliert. „Nehmen Sie sich mit ihrem Partner in einer Sommernacht nackt den Boden vor“, rät Zaugg. Danach laufe alles weitere wie von selbst. Na, sauber! Anne Kathrin Koophamel

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