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Für 173 Millionen: Rathaus will zwei Immobilien in der Altstadt verkaufen

Dem Münchner Rathaus geht das Geld aus. Um die Kassen wieder zu füllen, will die Stadt nun zwei alte Gebäude in der Altstadt verkaufen. An wen die Häuser gehen und wie hoch der Preis ist. 
von  Christina Hertel
Dieses denkmalgeschützte Gebäude in der Blumenstraße 28 will das Rathaus für 82,5 Millionen verkaufen.
Dieses denkmalgeschützte Gebäude in der Blumenstraße 28 will das Rathaus für 82,5 Millionen verkaufen. © Anna Kelbel

Hinter verschlossenen Türen wird der Stadtrat am Donnerstag im Kommunalausschuss über einen Immobilien-Deal entscheiden, der über 173 Millionen in die leere Rathaus-Kasse spülen soll. Das Kommunalreferat, das alle städtischen Immobilien verwaltet, schlägt vor, zwei Gebäude in der Altstadt zu verkaufen - und zwar an die Münchner Stadtwerke. So geht es aus einer nicht-öffentlichen Sitzungsvorlage hervor, die der AZ vorliegt.

Um folgende Immobilien geht es: Für die Blumenstraße 28 will das Rathaus fast 82,5 Millionen haben. Das denkmalgeschützte Gebäude, das in den 1920er-Jahren errichtet wurde, liegt nur ein paar Meter vom Städtischen Hochhaus entfernt, in dem sich das Planungsreferat befindet. Momentan bestehen vier Mietverhältnisse über Gewerberäume, heißt es in der Beschlussvorlage. Die Mieteinnahmen betragen jährlich rund 2,3 Millionen.

Das zweite Haus, das das Rathaus loswerden will, hat die Adresse Unterer Anger 2. Es wurde ab 1913 gebaut und befindet sich ebenfalls gleich beim Städtischen Hochhaus. Rund 90,5 Millionen Euro werden die Stadtwerke dafür wohl bezahlen. Durch die zehn Mieter nimmt die Stadt momentan jährlich rund drei Millionen ein. Zum Beispiel hat hier der Zauberer Alexander Krist sein Theater, Rechtsanwälte und Investoren haben hier ihre Büros.

Hier am Unteren Anger 2 .war früher das Verwaltungsgebäude der Münchner Stadtwerke. Jetzt wollen sie es zurückkaufen.
Hier am Unteren Anger 2 .war früher das Verwaltungsgebäude der Münchner Stadtwerke. Jetzt wollen sie es zurückkaufen. © Anna Kelbel

Bis 2015 gehörten beide Gebäude den Stadtwerken. Beide bildeten bis 2001 die Verwaltungszentrale der Stadtwerke, dann zogen sie nach Moosach um. Vor zehn Jahren hat die Stadt die zwei Gebäude gekauft, um den Stadtwerken zu helfen. Zu der Zeit sei der Atom-Ausstieg für die Stadtwerke zum finanziellen Problem geworden, erklärt der AZ einer, der sich mit diesem Geschäft auskennt. Die Stadtwerke sind an dem Atomkraftwerk Isar 2 beteiligt und mussten damals dreistellige Millionenbeträge für den Rückbau reservieren. Inzwischen stehen die Stadtwerke wirtschaftlich wieder gut da. Anders als die Stadt.

Der Grund für den Verkauf

"Angesichts der aktuell angespannten Haushaltslage eröffnet dies für die Stadt die Chance, ihre Einnahmensituation im Jahr 2026 zu verbessern, ohne dafür Nachteile in Kauf zu nehmen", heißt es in der Beschlussvorlage. Die Anwesen verbleiben schließlich "im Eigentum einer städtischen Tochtergesellschaft".

Laut der Beschlussvorlage erwarten sich die Stadtwerke einen „langfristigen Werterhalt bzw. Wertsteigerungen“. „Perspektivisch wäre auch eine Eigennutzung der Bürogebäude durch die SWM möglich“, heißt es in dem Papier.

Doch gibt es wirklich gar keine Nachteile? Überhaupt kein Risiko? In der Opposition im Rathaus bezweifelt das mancher und erinnert daran, dass die Stadtwerke 2007 ihr ehemaliges Heizkraftwerk an der Müllerstraße verkauft haben. Heute befindet sich dort "The Seven", ein 56 Meter hoher Turm voller Luxus-Wohnungen.

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