Frost und Eiszapfen: Bilder aus dem eisigen München
München - Das kälteste Wochenende
des Winters hat Bayern bei Temperaturen bis zu minus 28 Grad bibbern
lassen. Vielerorts in Bayern wurden Temperaturen von weniger als 20
Grad gemessen – nirgends war es wärmer als minus zehn Grad, wie der
Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Den bundesweiten Minus-Rekord
erreichte Oberstdorf mit minus 28 Grad. Dennoch sei die Kältewelle
nichts Ungewöhnliches, sagte Eva Wille, Diplom-Meteorologin beim DWD,
der Nachrichtenagentur dpa.
Am Samstag mussten mehr als 70 Kilometer des Main-Donau-Kanals
zwischen Hausen und Hilpoltstein bis auf weiteres für die Schifffahrt
gesperrt werden, wie das Wasser- und Schifffahrtsamt in Nürnberg
mitteilte. Auf der Strecke zwischen Bamberg und Kehlheim bildeten
sich an mehreren Stellen Eisschollen auf dem Wasser.
Auch im Zugverkehr kam es Einschränkungen und Verspätungen. Sowohl
die Deutsche Bahn als auch viele Regionalbetreiber hatten mit
Vereisungen an Weichen, Signalanlagen und Bahnübergängen zu kämpfen.
Am Samstagmorgen fiel zusätzlich die S-Bahn zwischen München und
Holzkirchen aus. Teilweise mussten Busse eingesetzt werden.
Im fränkischen Fürth bewahrte die Polizei zwei betrunkene Mädchen
vor dem Erfrieren. Streifenbeamte entdeckten die beiden 16-Jährigen
am Sonntag kurz nach Mitternacht zufällig auf einer Wiese – bei Minus
17 Grad. Eines der Mädchen lag auf dem Rücken am Boden. „Die Mädchen
waren stark alkoholisiert“, sagte eine Sprecherin der Polizei am
Sonntag in Nürnberg. Die Polizei verständigte die
Erziehungsberechtigten. Zudem werde das Jugendamt informiert,
ergänzte die Sprecherin. Die 16-Jährigen gaben an, eine Feier besucht
zu haben. Trotz der eiskalten Nacht traten sie zu Fuß den sechs
Kilometer langen Heimweg an.
Im Landkreis Ansbach in der Nähe von Unterschwaningen brach ein 61
Jahre alter Schlittschuhläufer durch die Eisdecke eines zugefrorenen
Sees. Aus eigener Kraft konnte er sich nicht mehr helfen, er wurde
von anderen Freizeitsportlern herausgezogen.
Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, durften sich
Skifahrer über allerbeste Pistenbedingungen und strahlenden
Sonnenschein freuen. „Allerdings muss man die Kälte aushalten
können“, sagte Patricia Schöndorf von der Zugspitz-Bahn am Samstag.
„Aber beim Skifahren wird einem ja warm.“ Sie empfiehlt eine
Sturmhaube und gute Funktionswäsche, um sich gegen die beißende Kälte
zu schützen. Als Entschädigung für die Kälte gebe es Sonne, blauen
Himmel und Fernsicht. Auf der Zugspitze wurden Samstag minus 22 bis
minus 25 Grad gemessen. Im tiefer gelegenen Skigebiet waren es minus
17 Grad.
Die Skirennfahrerinnen beim Weltcup in Garmisch-Partenkirchen
schützten ihre Gesichter bei eisigen Temperaturen von minus 22 Grad
mit Masken oder Tape. Einige schmierten sich dick Creme ins
Gesicht. Abfahrtssiegerin Lindsey Vonn nutzte gleich mehrfachen
Kälteschutz. „Ich habe drei Masken getragen, zwei dicke und eine
aerodynamische drübergezogen. Mein Gesicht war warm“, sagte die
Amerikanerin. „Und schnell war ich auch.“ Mit Maske war auch Maria
Höfl-Riesch unterwegs. „Ich sehe es nicht ein, dass ich mir die Haut
erfrier'“, sagte die 27-Jährige.
Besonders eisig war es vor dem Rennen bei der
Streckenbesichtigung. „Das war schon sehr kalt“, sagte Viktoria
Rebensburg. „Beim Besichtigen hab' ich alles angehabt, was ich zum
Anziehen hab'.“ Zwar sind die Wintersportler vieles gewohnt, „aber
Kälte ist immer unangenehm“, sagte die 20-jährige Veronique Hronek.
„Vor allem in der Abfahrt, weil man ja nicht viel anhat durch die
engen Anzüge“. Ihr Rezept: „Die zwei Minuten beißt man halt die Zähne
zusammen.“ Und dann schnell wieder dick einpacken.
Die Aussichten für den Wochenanfang sind laut dem DWD zwar etwas
milder, doch vor allem am Alpenrand ist auch weiterhin mit
Temperaturen von weniger als minus 20 Grad zu rechnen. Von Osten her
weht extrem kalte Festlandluft sibirischen Ursprungs nach Bayern und
sorgt für anhaltende Kälte und Frost.