"Fröhlichkeit im Herzen": Narrhalla München feiert heuer Online-Fasching

Am 11.11. um 11.11 Uhr wird traditionsgemäß das Prinzenpaar der Narrhalla gekürt. Doch für Berni I. und Margarethe I. ist in Corona-Zeiten alles anders als sonst.
Annette Baronikians |
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Sie wollen auch in schwierigen Zeiten viel Freude bringen: das frisch gekürte Narrhalla-Faschingsprinzenpaar 2021: Prinz Berni I. und Prinzessin Margarethe I
Sie wollen auch in schwierigen Zeiten viel Freude bringen: das frisch gekürte Narrhalla-Faschingsprinzenpaar 2021: Prinz Berni I. und Prinzessin Margarethe I © Anette Baronikians

München - Berni Filser zupft an seiner rosafarbenen Seidenfliege, die er zu Brokatweste und gestreifter Stresemannhose trägt. "So fühlt es sich also an, Prinz zu sein", sagt er und lacht: "Daran muss ich mich noch etwas gewöhnen." Bislang war der 27-Jährige ja auch ganz bürgerlich unterwegs - als (studierter) Musiker und Mitglied der erfolgreichen Musikkabarett-Formation Couplet AG. Seit Dienstag gehört er nun dem Adelsstand an - einem ganz besonderen.

Pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr wird aus Berni Filser Seine Hoheit Prinz Berni I. An seiner Seite: Ihre Lieblichkeit Prinzessin Margarethe I., geborene Stadlbauer. Das hübsche Paar ist das offizielle Faschingsprinzenpaar 2021 der Landeshauptstadt München, gestellt wie eh und je von der Faschingsgesellschaft Narrhalla.

Video: Hier sehen Sie die Vorstellung des Prinzenpaares Berni I. und Margarethe I. 

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Nicht wenige mögen sich wundern: Corona-Pandemie, partieller Lockdown - und es gibt ein frisch gekürtes Prinzenpaar für die Session 2020/21, wenngleich Bälle, Partys, das fröhliche Treiben auf dem Viktualienmarkt oder der Festzug der Damischen Ritter längst abgesagt sind? Die Antwort ist ein klares Ja. Ein Ja zu einem Fasching der anderen, bislang nie dagewesenen Art.

"Fasching findet doch nicht nur auf dem Tanzparkett, in den Ballsälen oder beim ausgelassenen Feiern auf der Straße statt", sagt der rührige Narrhalla-Präsident Günther Grauer: "Fasching ist auch die Freude, das Gefühl, eine kleine Auszeit vom Alltag, und gerade in diesen schwierigen Zeiten gibt es doch kaum ein besseres Rezept als Fröhlichkeit im Herzen."

Narrhalla-Präsident Günther Grauer hat viel zu tun, der Fasching heuer muss ein besonders kreativer sein.
Narrhalla-Präsident Günther Grauer hat viel zu tun, der Fasching heuer muss ein besonders kreativer sein. © Anette Baronikians

Für diese wolle die Narrhalla sorgen, das sei geradezu ihr Auftrag, angepasst an die aktuelle Corona-Situation und deren Schutzmaßnahmen. "Also gehen wir jetzt neue Wege", so Grauer: "Wir feiern den ersten Online-Fasching!" Da dieser die altehrwürdige Narrhalla (gegründet vor 127 Jahren) vor neue Herausforderungen stellt, entschieden sich der Präsident und seine Gremien auch für ein Prinzenpaar, das wertvolle Qualitäten für diesen außergewöhnlichen Fasching mitbringt. So ist Prinzessin Margarethe I. Kauffrau, Politikwissenschaftlerin und eine emsige Netzwerkerin, die sich mit Social Media bestens auskennt. Über ihren Prinzen sagt die 34-Jährige: "Berni erreicht mit seiner Musik die Herzen der Menschen."

200 Veranstaltungen gibt es sonst - und heuer? Fast nichts

In jeder üblichen Faschingssession hat das Prinzenpaar alljährlich knapp 200 Veranstaltungen zu bestreiten, in der heißen Phase des Faschings täglich acht bis zehn Termine in vollem Ornat - vom großen Festball bis zu Besuchen in vielen sozialen Einrichtungen, in Krankenhäusern, Kindergärten oder Seniorenheimen. Vor Ort treten die Tollitäten mit Prinzengarde und Fahnenregiment auf. Es wird getanzt, auch geschunkelt und geherzt.

Alles derzeit undenkbar. Doch Freude kann man ja auch über andere Wege bringen: online mit Facebook, Instagram, Homepages und Co. Pünktlich zum Faschingsauftakt am 11.11. drehte die Narrhalla jetzt bereits ihr erstes Video für die Münchner Faschingsfans.

Teile des kleinen kreativen Films entstanden dort, wo traditionsgemäß jedes Prinzenpaar viel Zeit verbringt: im Hotel Bayerischer Hof - in Nicht-Corona-Zeiten eine beliebte Faschingshochburg. Im Luxushotel von Innegrit Volkhardt, das derzeit unter dem Lockdown sehr zu leiden hat, dürfen Prinz und Prinzessin im Fasching seit jeher logieren.

Auf der (zurzeit sonst menschenleeren) Dachterrasse des Hotels Bayerischer Hof: das Faschingsprinzenpaar mit Reporterin Annette Baronikians.
Auf der (zurzeit sonst menschenleeren) Dachterrasse des Hotels Bayerischer Hof: das Faschingsprinzenpaar mit Reporterin Annette Baronikians. © Anette Baronikians

Ob diese Tradition diesmal aufrechterhalten werden kann, bleibt abzuwarten. "Zurzeit sind Planungen allgemein schwierig", so Prinz Berni auf der Dachterrasse des Bayerischen Hofs, wo die AZ das Drehteam zum exklusiven Gespräch getroffen hat.

Fasching: Dieses Jahr nur online

Dem ersten Narrhalla-Video sollen nun zahlreiche Online-Aktivitäten folgen. Ideen gibt es zuhauf. "Wir wollen den Optimismus in der Stadt hochhalten und etwas anbieten, bei dem die Menschen über die sozialen Medien mitmachen können", sagt Margarethe I. Die Bandbreite reiche vom Gedankenaustausch bis zum Mitsingen und Mittanzen in den eigenen vier Wänden.

Die Prinzengarde hat dieses Prinzip schon längst für sich entdeckt. Da gemeinsames Trainieren im Tanzsportclub nicht stattfinden kann, wird zusammen online Work-out gemacht. "Zweimal die Woche trainiert jeder von uns daheim und trotzdem in der Gruppe", erzählt Garde-Tänzerin Antonia: "Das schweißt uns zusammen." Und beschert den Faschingsfans via Bildschirm doch noch Garde-Auftritte oder möglicherweise auch einen Prinzenwalzer.

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Dies wollen die Tollitäten noch nicht verraten. Fest steht allerdings, dass sie schon beim Schneider waren und wie alle bisherigen Prinzenpaare ein würdiges Ornat bekommen. An sonstigen Kostümen, Accessoires und Show-Ausstattungen wird es heuer indes nichts Neues geben.

Finanziell sieht es bei der Narrhalla in diesen Zeiten schließlich auch nicht gerade rosig aus. Nicht zuletzt fielen so manche Sponsoren weg. "Man muss aus jeder Situation das Beste machen und positiv bleiben", sagt Präsident Günther Grauer.

Anzumerken bleibt noch, dass auch all jene, die mit den sozialen Medien so gar nichts am Hut haben, am närrischen Treiben teilhaben können. Margarethe I. verspricht: "Wir haben uns beispielsweise auch für ältere Menschen in Seniorenheimen etwas ausgedacht - analog und per Post."

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3 Kommentare
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  • Bluto am 11.11.2020 16:26 Uhr / Bewertung:

    Ich stehe Fasching seit Jahrzehnten eher neutral gegenüber.
    Mir ist heute aber eines klar geworden: Von allen denkbaren Festen und Anlässen ist Fasching wirklich der Einzige, der ohne das Zusammenkommen mit anderen Menschen völlig sinnlos wird.
    Online-Fasching ist genau genommen Nekrophilie.
    Sowas wie ein Solo-Moshpit.

  • Kangaroo am 11.11.2020 11:56 Uhr / Bewertung:

    Was soll denn dieses krampfhafte Festhalten an einem Fasching, der in München schon längst tot ist. Da hilft auch der schon zwanghafte Tanz der Marktweiber nichts mehr.

  • Wendeltreppe am 11.11.2020 16:00 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kangaroo

    So ist es, nur noch lächerlich.

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