Freunde des S-Bahn-Opfers: „Er war sehr hilfsbereit“
Nachbarn, Kollegen und Bekannte sind nach dem Tod von Dominik B. fassungslos.
SOLLN Nur 800 Meter weiter wäre er in Sicherheit gewesen. Dort hatte Dominik B. eine Wohnung in einer beschaulichen Gegend, so wie sie für Solln typisch ist. Doch seit Samstag ist hier nichts mehr so wie es war. Am S-Bahnsteig erinnern noch ein paar Flecken Blut an die Tat. Menschen wie Rochus Schauenburg (65) und Viviane Hagemeister (60) kommen, und legen Blumen hin.
Sie sind aus Solln und können nicht fassen, was passiert ist. „Dass der Mann für seine Zivilcourage bestraft wurde, ist doppelt schrecklich“, sagt Hagemeister. Karen Schellenberg wohnt gleich in der Nähe. Als sie am Samstag nach Hause fährt, sieht sie noch den Rettungswagen. „Für mich war das hier immer ein Märchenland. Als ich gehört habe, was passiert ist, bin ich fast umgefallen.“
So geht es vielen. Sie fragen sich: Warum ist das gerade hier passiert? Wilhelm Nagel hat lange in Solln gelebt. „Die Jugendlichen kommen viel zu leicht an Alkohol und Drogen“, sagt er. Er selbst ist auch schon in der S-Bahn von Jugendlichen angepöbelt worden. „Einer hat mir auf die Nase geschlagen“, sagt er und zeigt auf die Stelle. Nagel kann sich kaum mehr losreißen vom Ort des Geschehens.
So wie die junge Frau, die eine weiße Rose mitgebracht hat. Die Tat hat sie nicht beobachtet. „Ich habe aber gesehen, wie der Mann hier wiederbelebt wurde. Es ist einfach schrecklich.“ Dann kommt Rentner Heinz Köhler. Der 84-Jährige war am Samstag am Bahnsteig. Bevor er um 16.10 Uhr die S-Bahn Richtung München nahm, sieht er eine Prügelei auf dem anderen Bahnsteig. „Die Leute haben geschrien: ,Aufhören, Aufhören!’.“
Dominik B. hatte eine Wohnung in einem Vier-Parteien-Haus. Die Rollläden und Vorhänge sind zugezogen. „Ich bin völlig bestürzt“, erklärt eine Nachbarin aus dem Haus. In der Nähe hat eine Radlerin angehalten. Sie kommt gerade aus der Kirche. „Der Pfarrer hat gesagt, wir beten für den Getöteten und für die, die das getan haben“, sagt sie.
Die Stimmung in Ergoldsbach, wo Dominik B. herkam und immer noch seinen Lebensmittelpunkt hatte, ist am Tag nach der Tat sehr gedrückt. „Er war ein sehr umgänglicher Mensch“, sagt Bürgermeister Ludwig Robold. Erst vor ein paar Monaten habe er seinen 50. Geburtstag gefeiert – und seine Freunde angehalten, ihm keine Geschenke zu kaufen. Stattdessen ließ er sie für eine wohltätige Organisation spenden. „Er war ausgleichend“, erklärt Robold, „lebensfroh und freundlich – ein sehr angenehmer Typ.“ Dominik B. war im Vorstand der niederbayerischen Erlus AG. Seine Kollegen sind geschockt: „Wir sind tief betroffen und bestürzt.“
Nur Gutes weiß Monika Hommer, Verkäuferin in der Bäckerei, in der Dominik B. oft Semmeln kaufte, zu berichten: „Er war ein netter Mann, der Hilfsbereitschaft ausstrahlte.“ Eine Hilfsbereitschaft, die ihn nun das Leben kostete.dur, jot, lj
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