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Frauen um 175.000 Euro betrogen: "Tinder-Schwindler" legt Geständnis vor Münchner Gericht ab

Er versprach Frauen hohe Gewinne mit vorgetäuschten Investments: Vor Gericht gesteht der Mann, seine Opfer nach dem Kennenlernen per App um viel Geld betrogen zu haben. Ein Detail verrät er nicht.
John Schneider
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Der 38-jährige Angeklagte soll sich auf der Dating-App Tinder als reicher Unternehmer ausgegeben und zwei Frauen, die sich in einer Liebesbeziehung mit ihm wähnten, um viel Geld gebracht haben.
Der 38-jährige Angeklagte soll sich auf der Dating-App Tinder als reicher Unternehmer ausgegeben und zwei Frauen, die sich in einer Liebesbeziehung mit ihm wähnten, um viel Geld gebracht haben. © Lennart Preiss/dpa

München -Inzwischen hat Laura G. (Namen geändert) ihr Lächeln wiedergefunden. Das ist keine Selbstverständlichkeit, ist der 30-jährigen Münchnerin doch von einem Betrüger übel mitgespielt worden. 140.000 Euro hat ihr Peter F. mit seinen Versprechungen der Geldvermehrung abgeknüpft. Nur 10.000 Euro hat die alleinerziehende Mutter eines kleinen Buben bislang wiedergesehen.

Das hat die Staatsanwaltschaft ermittelt: Über die Dating App Tinder war der aus dem Gefängnis entflohene Mann im Juni 2022 mit der 30-Jährigen in Kontakt gekommen. Man traf sich und es entwickelte sich aus Sicht der Frau eine Liebesbeziehung. Bei ihren Treffen tat Peter F. so, als ob er vermögend sei. So trug der 38-Jährige vor, er sei Unternehmer und zu 75 Prozent an einer großen Firma in Ulm beteiligt. Zudem würden ihm viele Villen an unterschiedlichen Orten gehören.

Laura G. berichtet als Zeugin vor Gericht selber noch einmal, wie der Betrüger sich in ihr Vertrauen schlich. Kurz darauf hat der Mann dann laut Anklage bei einem Treffen das Gespräch auf die Themen Inflation und sichere Geldanlage gelenkt. Der Angeschuldigte sagte zu ihr, er habe Kontakte, wo er sicher Geld anlegen könne und man schnelle Gewinne machen würde.

Sie dürfe jedoch keine Fragen zu dem Gegenstand der Geldanlage stellen. Die verliebte Frau fiel darauf herein und übergab Peter F. 140.000 Euro in bar. Mündlich vereinbarten die beiden, dass er das Geld in vier Wochen zurückzahlen würde plus Gewinn. Nach einem ähnlichen Muster betrog der Angeklagte auch eine zweite Frau in Bad Wörishofen um 45.000 Euro...

Prozess in München: Mutmaßlicher Täter finanzierte mit dem Betrug seine Flucht

Beim Prozessbeginn am Donnerstag zeigt sich der 38-Jährige geständig. Der gelernte Zimmermann war vor rund drei Jahren bei einem Ausgang im offenen Vollzug aus dem Gefängnis geflohen, in dem er wegen einer früheren Straftat saß. Im Sommer 2022 lernte er online unabhängig voneinander die beiden späteren Opfer bei der Dating App kennen.

Vor Gericht gestand er, sich als wohlhabender Geschäftsmann ausgegeben und ihnen von sensationellen Geldanlagen erzählt zu haben. Der Angeklagte gestand, dass er stets vorgehabt habe, sich mit dem Geld einzig sein Leben auf der Flucht zu finanzieren. Ob von der Summe noch etwas übrig ist, wollte er in seiner Befragung nicht preisgeben.

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Kurios: Laura G. hatte später telefonisch Kontakt mit dem zweiten Opfer (40). Die beiden tauschten ihre Erfahrungen mit Peter F. aus. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde ihnen klar, dass sie einem Betrüger auf den Leim gegangen waren. Laura G. stellte Strafanzeige. Ob sie je etwas von ihrem Geld zurückbekommen wird? Die Frau hat seit dem Verlust ihrer Ersparnisse mit finanziellen Problemen und Existenzängsten zu kämpfen.

Auch wenn sie ihr Lächeln wiederhat, ihr Vertrauen in die Welt ist erst einmal erschüttert. „Ich vertraue nur noch meiner Mutter“, sagt sie.

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5 Kommentare
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  • Sarah-Muc am 19.09.2024 13:52 Uhr / Bewertung:

    Ich versteh sowas gar nicht. Wie kann man so leichtgläubig oder einfach nur "geldgeil" sein?
    Irgendjemandem den man nicht kennt Geld in solchen Höhen zu überlassen - das ist mir echt
    zu hoch. Lieber "verdien" ich mit meinem Geld nix - dafür bleibt mir aber das Geld.

  • Witwe Bolte am 19.09.2024 14:36 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Sarah-Muc

    Das ist ähnlich wie bei den Schockanrufern: Ältere übergeben wildfremden Personen ihr Vermögen und Schmuck an der Haustür, Parkplatz od. legen es in die Papiertonne.
    Das geht nur mit Hirnwäsche bzw. Ausschaltung des gesunden Menschenverstandes.

  • Sarah-Muc am 19.09.2024 15:43 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    Vielleicht sollte man einfach nicht ans Telefon geht bei Nummern die man nicht kennt. Und wenn einem jemand dermassen "schräg" kommt, einfach auflegen. Man muss nicht ans Telefon gehen nur weil es läutet. Ich mach auch die Tür nicht auf, wenn ich niemanden erwarte. Gibt ja Telefon um sich anzukündigen.

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