Frau überwältigt Taxi-Räuber: "Ich hab's einfach gemacht"
MÜNCHEN - Nicht lange überlegt, sondern geholfen: Eine 34-Jährige Münchnerin überwältigt mitten in der Nacht einen Taxiräuber. Am Mittwoch sagte die mutige Frau im Prozess aus.
1,66 Meter groß, 50 Kilo leicht – Kristina Rimski (34) ist eine eher zierliche Person. Und eine sehr mutige. Die Giesingerin überwältigte in der Nacht zum 4. April einen brutalen Taxiräuber. Gestern sagte die Visagistin und Fremdsprachenkorrespondentin als Zeugin vor Gericht aus.
Nicht nur Richter und Staatsanwalt, auch der Angeklagte Harald G. – er muss sich wegen Beleidigung, versuchten räuberischen Angriffs und vorsätzlicher Körperverletzung verantworten – lächelten anerkennend, als Kristina Rimski ihre Geschichte erzählte. Die 34-Jährige hatte sich nach einer feuchtfröhlichen Party gegen zwei Uhr morgens ein Taxi genommen. In der Bayrischzellstraße musste ihr Wagen stoppen. Vor ihnen stand ein anderes Taxi mitten auf der Straße. Die beiden Zeugen beobachteten einen Kampf zwischen Taxler und Fahrgast auf dem Beifahrersitz.
Während ihr eigener Taxler aber noch die Zentrale alarmierte, stieg die Giesingerin bereits aus und lief vor: „Ich hab’ die Beifahrertür aufgerissen, den Mann am Kragen gepackt und ihn rausgezogen.“ Hatte sie keine Angst? Der Mann hätte bewaffnet sein können. „Nein, Angst hatte ich nicht. Ich hab’s einfach gemacht“, erklärte sie der AZ.
Dann gab's noch eine Moralpredigt
Der Mann, den sie aus dem Auto holte, war betrunken, das habe sie sofort gemerkt. Ob er stolperte oder ob sie ihn zu Boden gebracht hat, weiß Kristina Rimski nicht mehr, jedenfalls lag der kräftige Kerl einen Moment später bäuchlings auf der Straße und sie setzte sich kurzerhand auf seinen Rücken. „Dann hab’ ich geredet und geredet. Er ist überhaupt nicht mehr zu Wort gekommen.“ Unter anderem habe sie ihm gesagt, dass das „wohl nicht so toll gewesen“ sei, was er da gemacht habe. Er gab ihr Recht.
Harald G. zeigte auch gestern Reue. Er entschuldigte sich bei seinem Opfer, dem Taxler Alfred H. (59) und versprach ihm Schmerzensgeld, sobald er wieder einer Tätigkeit nachgehen könne.
Der 46-jährige Verkäufer, er war in der Vergangenheit schon wegen anderer Zwischenfälle mit Taxlern aufgefallen, war nach einer Zechtour mit dem Taxi nach Giesing gefahren. Er wollte laut Anklage nicht zahlen, beleidigte den Taxler und wollte an dessen Geld. Dazu schlug er dem Taxler ins Gesicht, zog ihn an den Haaren. Der wehrte sich. Beide erlitten blutende Wunden.
Harald G. selbst hat keine Erinnerung mehr an die Vorgänge. Er kam gestern mit einem Jahr und elf Monaten Haft, die zur Bewährung ausgesetzt wurden, noch glimpflich davon.
John Schneider
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