Flughafen-Kontrolle: 4000-Euro-Uhr einfach weg!

Weil ein Sicherheitsmann sie dazu auffordert,legt eine Rentnerin ihre Uhr ins Körbchen zur Kontrolle. Jetzt ist die Uhr verschwunden – und keiner will sie zum Ablegen aufgefordert haben.
MÜNCHEN Als Kristina Giersberg ihren Geldbeutel und ihren Gürtel ins Körbchen legt, behält sie ihre Uhr an. Sie war teuer, über 4000 Euro, die Rentnerin hatte sich das Stück zu einem ganz besonderen Anlass geleistet. Die Frau, die beim Sicherheitscheck am Flughafen direkt am Körbchen steht, sagt nichts. „Aber der zweite Sicherheitsmann, der hinter dem Bildschirm saß, sagte zu mir, ich soll die Uhr auch noch reinlegen”, erzählt Giersberg. Sie tut, wie ihr geheißen – jetzt ist die Uhr weg. Es ist voll am Flughafen. „Ich konnte die Uhr in dem Gedränge nicht dauernd im Blick behalten.” Als sie bemerkt, dass ihre Uhr weg ist, schlägt sie Alarm. Eine Sicherheitsmitarbeiterin wird extra geholt. Giersberg erzählt ihre Geschichte, dass sie die Uhr auf die Aufforderung hin abgelegt hat. „Die Frau sagte mir: ,Sie hätten die Uhr gar nicht ablegen müssen’”, erzählt Giersberg.
Ihr wird versprochen, dass die Aufzeichnung der Überwachungskamera eingesehen wird. Giersberg hinterlässt ihren Namen und gibt sich vorerst zufrieden. „Ich hatte es ja sehr eilig, ich musste ja zu meinem Flieger.”
Nach ihrem zweiwöchigen Türkei-Urlaub macht sie sich auf die Suche. Das Ergebnis ist ernüchternd. Man teilt ihr mit, dass die Kamera-Aufzeichnung unvollständig sei: Auf den Bildern sei nur zu sehen, wie sich Giersberg beschwert und nach der Uhr gesucht wird. Die Zeit davor – leider nicht erhalten.
Die Bilder werden von selbst gelöscht, über die zwei Wochen werden sie nur dann aufbewahrt, wenn es einen Anlass gibt. „Offenbar hat der Zeitpunkt, den die Dame angegeben hat, nicht genau gestimmt”, sagt Heinrich Schuster, Sprecher der Regierung von Oberbayern, die für die Kontrolle der Sicherheitsgesellschaft SGM verwantwortlich ist. Warum nicht automatisch einige Zeit vorher und nachher gesichert wird, bleibt schleierhaft.
„Außerdem wurde mir der Fall anders geschildert”, sagt Schuster. „Die Dame war bereits einige Zeit weg und kam erst dann zurück, um nach der Uhr zu suchen.” Laut Giersberg und ihrer Freundin, mit der sie gereist ist, hatte sie sich aber nur kurz abgewandt und dann sofort den Diebstahl gemeldet.
Was Giersberg aber noch mehr ärgert: Man glaubt ihr nicht, dass der Sicherheitsmann sie aufgefordert hat, die Uhr abzulegen. „Uhren und Schmuck müssen nicht in den Korb gelegt werden. Mitarbeiter dürfen Passagiere auch nicht dazu auffordern”, sagt Schuster. Auf Giersbergs Beschwerde hin hat der Mitarbeiter abgestritten, nach der Uhr gefragt zu haben.
Giersberg schüttelt den Kopf: „Das ist eine Lüge. Meine Freundin ist Zeugin. Ich wurde dazu aufgefordert. Dass man die Uhr gar nicht ablegen muss – woher hätte ich das also wissen sollen?”
In der Tat sehr seltsam. Denn wer sich im Internet über die Bestimmungen informiert, kann nachlesen: „In die Körbchen legen Sie alle metallischen Gegenstände, die den Alarm auslösen könnten (z. B. Armbanduhr, größere Gürtelschnalle. Schlüssel, Handy.”) So steht es auf der Seite des Münchner Flughafens und der Sicherheitsgesellschaft.
Nachprüfen lässt sich der Fall nun nicht mehr. Weil es die Kamerabilder, auf denen man hätte sehen können, ob der zweite Mann nachträglich nach der Uhr gefragt hat, ja leider nicht mehr gibt.
Ein Einzelfall? Sprecher Heinrich Schuster weiß nichts von ähnlichen Fällen. Giersberg dagegen hatte ein Mitarbeiter am Telefon gesagt, es käme „öfter was weg”.
Sie hat inzwischen auch bei der Polizei Anzeige erstattet. Hoffnung machte man ihr dort keine. „Ich hätte nicht abfliegen dürfen und das sofort klären müssen. Aus Schaden wird man klug. Aber es ärgert mich, wie das Ganze abgelaufen ist. ”