Flüchtlinge im Durststreik

14 Jugendliche verweigern das Essen, weil sie keine Zukunft haben. Kopfschmerz, Zittern, Nierenprobleme: Nach Tagen ohne Essen sind die ersten Flüchtlinge kollabiert
von  iko
Großeinsatz wegen des Hungerstreiks
Großeinsatz wegen des Hungerstreiks © Gaulke

MÜNCHEN In der Nacht auf Donnerstag brechen die Ersten zusammen. Acht Tage Hungerstreik in der Bayernkaserne (AZ berichtete) – seit drei Tagen verweigern viele der Buben nun auch das Trinken. Die Körper der jungen Flüchtlinge (alle 16 oder 17 Jahre alt) sind dehydriert.

Sie leiden an Kopfweh, Nierenschmerzen und Schwindelanfällen. Noch in der Nacht alarmiert ein Arzt die Rettungsleitstelle. Die Notärzte rücken mit mehreren Krankenwagen und der Feuerwehr an und bringen 20 der 43 streikenden Afghanen ins Krankenhaus.

„Wir wollten nicht riskieren, dass die Buben ihre Gesundheit aufs Spiel setzen“, erklärt Heinrich Schuster, Sprecher der Regierung von Oberbayern. Warum die Buben es so weit kommen ließen? „Wir können uns einfach nicht mehr anders helfen“, erzählt der 16-jährige Afghane Ali (Name geändert) der AZ: „Erst seit wir hungern, hört uns jemand zu.“

Der Jugendliche berichtet von drangvoller Enge, üblen Hygiene-Zuständen, kaum Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten – und vor allem: „Wir sind hier ohne Schutz. Viele von uns können vor Angst nicht schlafen. Aber wir können mit niemandem sprechen.

Sie machen uns lieber mit Tabletten ruhig.“ Wie berichtet, ist die Erstaufnahme-Einrichtung für jugendliche Flüchtlinge (sie sind ohne ihre Eltern aus Afghanistan, Somalia, Iran nach Deutschland geflohen) seit Monaten überfüllt. 132 Buben leben auf engstem Raum zusammen.

Weil betreute Wohngruppen, in die sie hätten längst weitervermittelt werden sollen, keinen Platz haben, harren sie teilweise seit acht Monaten aus, ohne zu wissen, wie es weitergeht. Die Innere Mission, die die Einrichtung betreibt, will nun mehr Betreuer einstellen, einen Fußballplatz bauen und Kontakte zu jugendlichen Münchnern organisieren.

Doch Versprechungen vertrauen die jungen Afghanen nicht mehr. Ali: „Wir hungern weiter, bis jemand, der verantwortlich ist, uns schriftlich Zusagen macht.“ Danach sah es gestern nicht aus. iko[

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.