Flatrate statt Hygiene
Residenzklinik wegen gravierender Mängelim Visier der Behörden. Staatsanwaltschaft prüft: Geht’s auch um Körperverletzung?
MÜNCHEN Drastische Hygienemängel, der Verdacht auf Körperverletzungsdelikte: Die Residenzklinik am Odeonsplatz, die sonst durch ungewöhnliche Werbeaktionen wie eine Botox-Flatrate oder Brustvergrößerungen zum Wiesn-Tarif auf sich aufmerksam macht, ist in Schwierigkeiten. Das Gesundheitsamt hat Anzeige erstattet. Und die Staatsanwaltschaft prüft, ob sie ein Strafverfahren einleiten muss.
Probleme mit Infektionen und klassische Kunstfehler werfen ehemalige Patientinnen der Klinik vor. Das passt zu den Erkenntnissen bei mehreren Kontrollen. Dabei wurden eklatante Mängel bei der Sterilgut-Aufbereitung, bei den vorgeschriebenen Routinekontrollen oder bei der Personal-Qualifikation festgestellt. Der Chefarzt der Klinik Dr. Marek K. musste nun den Kittel an den Nagel hängen. Er war nämlich Hygiene-Beauftragter.
Letztlich mündeten diese Aktivitäten in eine Strafanzeige, „einem Konvolut mit einer Dicke von 1,5 bis zwei Zentimetern“, so Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch am Freitag zur AZ.
Erstmals finden sich in den Unterlagen auch Hinweise auf konkrete Geschädigte. Was denen angetan wurde, wird von den städtischen Behörden als Körperverletzung qualifiziert. Auch der AZ liegt neben Hinweisen auf Beschwerden von mehreren Patientinnen auch ein Anwaltsschreiben vor. Darin heißt es: „Ein Brustimplantat wurde aufgrund einer unsorgfältigen Arbeitsweise des Arztes beschädigt und lief aus. Der Körper der Mandantin wurde dadurch vergiftet. Schlimme Schäden waren die Folge. Die Klinik war unfähig, rechtzeitig Abhilfe zu schaffen.“
„Bei einer Begehung des Gesundheitsamtes wurden Mängel in der Sterilgutaufbereitung und in den internen medizinischen Abläufen und der Patientendokumentation festgestellt“, erklärte die Residenzklinik auf Anfrage.
Deshalb sei „vorsorglich“ der medizinische Leiter, der auch Hygiene-Beauftragter sei, seiner Ämter enthoben worden. Sprecherin Natascha Pex: „Die Klinik arbeitet unter Hochdruck in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt daran, die Vorgaben umzusetzen.“ Bis dahin laufe der Betrieb eingeschränkt weiter. Rudolf Huber
- Themen: