Filmfest München trotzt der Krise mit Besucherrekord
Trotz der wirtschaftlich angespannten Situation scheinen die Menschen in der Landeshauptstadt Lust auf Kino zu haben: Mit rund 73500 verkauften Eintrittskarten schafft das Filmfest München einen Besucherrekord.
Das Filmfest München hat in diesem Jahr einen neuen Rekord aufgestellt: Rund 73 500 Eintrittskarten wurden verkauft, etwa 10 000 mehr als 2008. „Das ist gigantisch“, sagte Festivalleiter Andreas Ströhl am Samstag zum Abschluss des achttägigen Festivals. Lieblingsfilm der Zuschauer war der Kinofilm „Keep Surfing“, eine Hommage an die in aller Welt berühmten Surfer, die mitten in München auf der Welle des Eisbachs reiten. So heimste der Streifen von Regisseur Björn Richie Lob auch den Publikumspreis des Radiosenders Bayern 3 und der Abendzeitung ein. Der Publikumspreis des Kinderfilmfestes ging an den Gangsterfilm „Die kleinen Bankräuber“ von Armands Zvirbulis.
Der Zuspruch der Zuschauer kommt dem Filmfest in Zeiten der Krise entgegen. Das Beschaffen von Geld und die Suche nach Sponsoren habe dieses Jahr viel Zeit in Anspruch genommen, erläuterte Ströhl, der sich von der Politik mehr Finanzmittel erhofft. Viele Gäste, die man gerne einladen wolle, könne sich das Festival bislang nicht leisten. Während etwa das Filmfest im tschechischen Karlsbad über 5 Millionen Euro verfüge und die Berlinale über geschätzte 16 Millionen Euro, müsse das Festival in München mit 1,5 bis 2 Millionen Euro auskommen, merkte Ströhl an.
Geldsegen für Gewinner
Reichlich Geld gab es bei den zahlreichen Preisverleihungen: Insgesamt rund 150000 Euro gingen an die Gewinner. Allerdings war es im Reigen der Ehrungen auch zu einem Eklat gekommen: Die Jury des Förderpreises Deutscher Film um Oscarpreisträgerin Caroline Link hatte sich geweigert, einen Nachwuchspreis in den Kategorien Regie und Drehbuch zu vergeben.
Am Samstagabend sollte das Filmfest mit der Komödie „The Misfortunates“ des flämischen Regisseurs Felix van Groeningen und einer Party unter freiem Himmel zu Ende gehen. 214 Filme aus 53 Ländern waren in der vergangenen Woche zu sehen, darunter Terry Gilliams „The Imaginarium of Doctor Parnassus“, „Zerrissene Umarmungen“ von Pedro Almodóvar oder „Der weiße Rabe“, ein Porträt des Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer. Michael Haneke, den das Filmfest mit dem Cine Merit Award geehrt hatte, stellte den Film „Das weiße Band“ vor, der in Cannes die Goldene Palme gewonnen hatte. Höhepunkte der deutschen Kino- und Fernsehfilme waren Andreas Dresens „Whisky mit Wodka“, Stefan Krohmers fiktiv-dokumentarischer Streifen „Dutschke“ oder „Erntedank“ nach den populären Krimis mit dem Allgäuer Kommissar Kluftinger von Michael Kobr und Volker Klüpfel.
Im kommenden Jahr wird das Filmfest vom 25. Juni bis 3. Juli mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika konkurrieren. „Wir werden uns jetzt aber nicht unter Leistungsdruck setzen“, sagte Ströhl. Einer der Schwerpunkte wird Indien sein. Die Palette soll von Bollywood bis hin zu Autorenfilmen reichen. (dpa)
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