Fast zwei Jahrzehnte leer: Was mit dem Siemens-Hochhaus in München passieren soll

Die alten Büros werden saniert: Das frühere Siemens-Hochhaus in Obersendling soll als Anbauten ein Hotel und ein Boarding-House bekommen. Architekturexperten halten diese jedoch für zu hoch.
Eva von Steinburg
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Das ca. 75 Meter hohe ehemalige Siemens-Hochhaus soll unter dem Namen South One zu Wohnungen umgebaut werden
Das ca. 75 Meter hohe ehemalige Siemens-Hochhaus soll unter dem Namen South One zu Wohnungen umgebaut werden © Henn Architekten

München - Das 75-Meter-Hochhaus steht leer. Seit fast 20 Jahren wird das frühere Siemens-Hochhaus in Obersendling nicht mehr genutzt. Die Bürobrache liegt an der Ecke Baierbrunner Straße 54/Siemensallee. Gegenüber ist der große Siemens-Sportcampus. Die S-Bahn-Station Siemenswerke ist zu Fuß erreichbar, drumherum wurden neue Wohnsiedlungen gebaut.

Das wird statt Wohnungen gebaut

Die allererste Idee, die Umwandlung der alten Büros in Wohnungen für Münchner, ist für das frühere Siemens-Hochhaus bereits ausgeschlossen worden. Der neue Gebäude-Eigentümer Empira hat im komplett entkernten Hochhaus jetzt alle Träger saniert. Für die oberen Etagen des "Solitärs" gibt es bereits die Zusage von Büromietern.

2024 gab es jedoch einen Planungsstopp. "Es ist sehr schwer, eine Finanzierung der Banken zu bekommen. Sie möchten eine Vorvermietungsquote von 50 Prozent", erklärt Stefan Sinning von Henn Architekten das aktuelle Dilemma. Für zwei geplante Nebengebäude gibt es jetzt Interessenten anderer Art. Ein Hotel und ein Boarding House möchten sich hier einmieten. Beide Häuser sollen dafür etwas höher gebaut werden, als ursprünglich genehmigt. Die Änderungen im Konzept stellte Architekt Sinning am Dienstag der Kommission für Stadtgestaltung vor.

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Siemens-Neubau: "Zu hoch und zu mächtig"

Es soll einen neuen Quartiersplatz geben, mit Wasserbecken und einem Café mit großer Terrasse. Büromitarbeiter, Hotelgäste und Obersendlinger sollen hier "die Abendsonne genießen", so der Architekt. Der Nordbau nebendran soll von 17 Metern auf 22 Meter hochgebaut werden – für ein Boarding-House mit 174 Zimmer, in das sich München-Gäste bis maximal vier Wochen einmieten können. Der südliche Anbau zum Hochhaus soll von 14 auf 18 Meter erhöht werden. Ein Drei- oder Vier-Sterne-Hotel mit 187 Zimmern möchte hier einziehen. Die oberirdische Fläche würde sich so insgesamt um 4500 Quadratmeter erhöhen, rechnet Architekt Stefan Sinning vor. Die Experten der Stadtgestaltungskommission sehen das Vorhaben kritisch.

So könnte es einmal aussehen: ein Quartiersplatz mit Wasserbecken, der Nordanbau und ein Café. Doch Architekturexperten halten die Planungen für die Neubauten für zu hoch.
So könnte es einmal aussehen: ein Quartiersplatz mit Wasserbecken, der Nordanbau und ein Café. Doch Architekturexperten halten die Planungen für die Neubauten für zu hoch. © Henn Architekten

Architekturprofessorin Regine Leibinger meinte: "Ich verstehe die Nutzung. Doch ich finde den Nord- und Südbau zu hoch und zu mächtig. Die Proportionen und die Finesse gehen verloren." Und Stadtheimatpfleger Bernhard Landbrecht kommentierte klar: "Diese Entwicklung möchte ich nicht mittragen." Denn die höheren Nebengebäude verdecken so zu viel des einst denkmalgeschützten Hochhauses, das Hans Maurer 1960 im Stil der klassischen Moderne erbaut hat.

Hochhaus-Sanierung stockt

Das Problem: Die Sanierung des Hochhauses in Obersendling geht im Zeitlupentempo voran. Die Bauherren entwickeln nun in Kommunikation mit dem Planungsreferat und unter Einbeziehung der Kritikpunkte das Bau-Projekt weiter. Die österreichische Architektin Maria Auböck regte noch etwas Zeitgemäßes an: "Könnte man die Dächer der Hotels begehbar und nutzbar machen? Ich kenne Hostels, die ihre Dächer integrieren."

Abschied von Anna Hanusch

Sitzungsleiterin Anna Hanusch (Grüne) schloss die Diskussion mit dem lapidaren Kommentar "Das ist eine komplexe Situation". Fünf Jahre lang hatte Anna Hanusch den Vorsitz in der Stadtgestaltungskommission inne.

Am Ende der Sitzung am Dienstag wurde sie feierlich verabschiedet. Die Grünen-Stadträtin verlässt München, um in Braunschweig Dezernentin für Umwelt und Stadtgrün zu werden. Hanuschs Nachfolger in dem Berater-Gremium mit Architekturexperten und Lokalpolitikern wird Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher.  

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  • keinerosarotebrille vor 22 Stunden / Bewertung:

    Ist jetzt das neue Lieblings-Thema der Boulevard-Blätter, dass überall vielleicht „zu hoch“ geplant wird.

  • tutnixzursache vor 23 Stunden / Bewertung:

    Es ist schlimm, wie man in dieser Stadt alles verhindern will, was nicht 5-Etagen-Schachtelbau entspricht. Als ob man unendliche Fläche zum Bebauen hätte.

  • Boandl_kramer am 02.05.2025 19:09 Uhr / Bewertung:

    Tja Investoren halten sich zurück, Banken wollen keine Risiken eingehen, das Geld soll sich irgendwie ganz von selbst verdienen, alles soll etwas größer ausfallen um noch rentabel zu sein und die Stadträte hätten alles gern kleiner, schneller und billiger.

    Frau Hanusch's Schlussbemerkung trifft es voll.

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