Falsche Polizisten erbeuten halbe Million in Goldbarren

München - Die Masche ist nicht neu. Aber immer noch gibt es ältere Münchner, die den falschen Polizisten am Telefon auf den Leim gehen. Seit Donnerstag stehen drei mutmaßliche Betrüger vor Gericht. Die jungen Männer im Alter von 19, 22 und 24 Jahren stammen aus Berlin und sollen im Sommer 2020 Münchner Senioren insgesamt um eine sechsstellige Summe erleichtert haben.
So lief laut Anklage das betrügerische Geschäft: Mehrere Anrufer, so genannte Keiler, die vom türkischen Izmir aus agieren, nutzen gefälschte Telefonnummern, um Kontakt mit älteren Personen aufzunehmen. Dafür suchen sie einfach aus Telefonbüchern älter klingende Vornamen wie Karl-Heinz oder Gertrud. Gegenüber den Angerufenen geben sich die Keiler dann als Polizisten aus.
Nymphenburger gab Betrügern 90.000 Euro
Die geschickten Anrufer bauen ein Vertrauensverhältnis auf, um dann von einem laufenden Ermittlungsverfahren zu berichten. Dabei sollen die Personalien der Opfer auf einer Liste mit potenziellen Einbruchsopfern aufgetaucht sein. Wenn die falschen Polizisten mit ihren Überredungskünsten Erfolg haben, fordern sie ihre Opfer auf, sämtliche Ersparnisse abzuheben, um sie dem Zugriff betrügerischer Bankangestellten zu entziehen. Das Geld oder die Wertsachen sollten dann vor der Wohnung deponiert werden, wo sie ein "Polizist" dann abholen und in Verwahrung nehmen werde.
In zwei angeklagten Fällen funktionierte das auch. Ein 95-jähriges Opfer aus dem Stadtteil Nymphenburg übergab den Betrügern auf diese Weise 90.000 Euro.
Zwei Wochen später wurde eine 84-Jährige aus Bogenhausen angerufen und davon überzeugt, ihre Goldbarren im Wert von einer knappen halben Million Euro in einem Vorraum abzustellen, damit man die Einbrecher auf diese Weise erwischen könne. Statt Einbrechern kam der Abholer und verschwand mit den Barren.
Seniorin hilft bei Überführung der Täter
Das mit dem auf frischer Tat Ertappen klappte dann doch noch. Allerdings anders, als es sich die Betrüger vorgestellt hatten. Eine 73-Jährige aus Bogenhausen alarmierte beim nächsten Betrugsversuch die echte Polizei. Die schnappte sich den 19-Jährigen, als er gerade die Tüte mit den angeblichen Wertsachen abholen wollte. Tatsächlich befand sich nur Müll in der Tüte der pfiffigen Seniorin.
So kam die Polizei auf den Logistiker, der im Kontakt mit dem türkischen Callcenter stand, sowie auf den Vermittler, der wiederum für den Kontakt zum Abholer sorgte.
Ein Rechtsgespräch der Prozessbeteiligten mit dem Ziel einer Verständigung verläuft gestern erfolglos.
Der Prozess wird fortgesetzt.