Falsche Polizisten: Das Leid der Opfer
Zwei Männer sind in dem Prozess um Bandenbetrug angeklagt. Die beiden sind aber nur teilweise geständig.
München - Sie haben nicht viel gewusst, sagen die beiden Männer (30, 41) auf der Anklagebank. Dass sie als Geldabholer das schmutzige Geschäft eines falschen Polizisten betrieben, sei ihnen nicht klar gewesen. Der saß in einem türkischen Call-Center und rief von dort seine Opfer – meist ältere Menschen – an, um sie zu bewegen, ihre Ersparnisse der "Polizei" zu übergeben.
So ist es Gertrud A. (71, Name geändert) ergangen: "Ich kam gerade aus einem Türkei-Urlaub zurück, als mich ein Mann abends anrief." Der Anrufer behauptete, Polizist zu sein. Gemeinsam mit einem "Oberstaatsanwalt" übte er Druck auf die Frau aus. Ihr Geld sei nicht sicher, sie sollte besser ihre Ersparnisse abheben. Ein Kollege würde dann kommen und ihr das Geld abnehmen. Codewort: "Rose".
Gertrud A. übergab 11.500 Euro und ihr Sparbuch
So kam es dann auch. Gertrud A. übergab dem angeblichen Polizisten 11.500 Euro und ihr Sparbuch. Kurios: Als sie dieses beim nächsten Anruf zurückwollte, kam tatsächlich ein Bandenmitglied und gab ihr das Sparbuch zurück.
Hinterher riet ihr eine Freundin, sich bei der Polizei zu melden. Ob es einer der beiden auf der Anklagebank gewesen war, kann sie aber heute, zehn Monate nach der Tat, nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Auch wenn ihr einer der Angeklagten bekannt vorkommt.
Erleichterung nach der Aussage: Endlich ein Schlusstrich
Die Folgen für das Opfer des Betrugs waren jedenfalls dramatisch. Sie habe sich verkrochen, berichtet Gertrud A., musste therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Der 71-Jährigen ist die Erleichterung nach ihrer Zeugenaussage deutlich anzumerken. Endlich kann sie einen Schlussstrich ziehen.
Eine 82-jährige Schwabingerin war am 21. September 2016 ebenfalls angerufen worden. Doch in diesem Fall wurde das Opfer misstrauisch und alarmierte die Polizei. Das Duo wurde bei der Übergabe des Geldes festgenommen.
Von der "Polizisten"-Masche, laut einem Kripobeamten eine immer öfter angewandte Methode, wollen sie nichts gewusst haben. Sie entschuldigten sich zwar bei dem zweiten Opfer, erklärten aber zuvor, dass sie lediglich einem Spezl einen Gefallen tun wollten. Der habe ihnen gesagt, dass er noch Geld von jemandem zu bekommen habe. Ob sie es nicht für ihn abholen könnten. Der Prozess wird am 28. Juli fortgesetzt.
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