Fahrgastverband fordert Sicherheitssystem für Gleise
Ein Sturz auf die Gleise bedeutet immer wieder schwerste Verletzungen oder gar das Todesurteil des Gestürzten, wenn die Münchner S-Bahn einfährt und nicht mehr bremsen kann. Eine elektronische Lösung – wie in Nürnberg – könnte helfen. Doch die Technik hat ihren Preis.
München - Der Fahrgastverband Aktion Münchner Fahrgäste hat ein besseres Sicherheitssystem in den S- und U-Bahnen Münchens gefordert, um auf Gleise gestürzte Menschen zu retten. „In diesem Jahr hatten wir sieben Unfälle, bei denen Personen auf die Gleise gestürzt sind. Zwei davon endeten tödlich“ sagte der Fahrgastverbandssprecher Andreas Nagel. „In einem Fall lag die Person vier Minuten auf dem Gleis.“
Hier hätte ein elektronisches Sicherheitssystem Menschenleben gerettet, ist er überzeugt. Doch bisher gibt es nach Aussage der Deutschen Bahn AG an den Hauptknotenpunkten der Münchner S- und U-Bahn lediglich örtliche Aufsichten, welche die Gleise überwachen. „Die Zeit ist reif für eine technische Lösung dieses Problems“ betont Nagel und verweist auf Sicherheitssysteme in anderen Städten, wie beispielsweise in Nürnberg. Dort ist seit 2008 auf der Strecke einer fahrerlosen U-Bahn eine elektronische Gleisüberwachung in Betrieb.
„Das muss man sich wie ein Gitternetz vorstellen, das über die Gleise gelegt wird“ erläuterte eine Sprecherin der Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft. Wenn ein Mensch auf die Gleise falle, leite das System innerhalb von Sekundenbruchteilen die Notbremsung der herannahenden U-Bahn ein. „Auf diese Weise sind schon mehrere Unfälle verhindert worden, bei denen beispielsweise Betrunkene auf das Gleis gefallen sind.“
Die Kosten des Systems belaufen sich ihren Angaben zufolge pro Bahnhof auf etwa 330 000 Euro. Vor allem aufgrund dieser hohen Kosten ist eine Einführung nach Angaben der S-Bahn München und der Münchner Verkehrsgesellschaft derzeit nicht geplant. Nach Angaben der MVG lägen die Kosten für eine entsprechende Nachrüstung der Münchner U-Bahn im dreistelligen Millionenbereich. „Das System in Nürnberg ist meines Wissens nach einzigartig in Deutschland“ sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn.
Die Bahn sei zudem auch jetzt schon das sicherste Verkehrsmittel. Erst am Sonntag war erneut ein betrunkener 20-Jähriger in München auf ein Gleis gestürzt und nach kurzer Zeit von einer einfahrenden S-Bahn erfasst worden. Der junge Mann wurde lebensgefährlich verletzt, er verlor bei dem Unfall beide Beine.
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