Express-S-Bahn: Turbo für den Osten

MÜNCHEN - Für die schnelle S 8 zum Flughafen ist ein Tunnel nötig – der riesige Areale aufwerten würde. Allerdings werden die Kosten alleine für die Express- S-Bahn auf 624 Millionen Euro geschätzt.
Das Aus für den Transrapid ist die große Chance für den Münchner Osten: Falls, ja falls Udes Traum von einer Express- S-Bahn zum Flughafen Wirklichkeit wird. Dann könnten auf brachliegenden Flächen entlang der Bahnstrecke zwischen Zamdorf und Johanneskirchen Wohnungen für 10 000 Menschen, 2000 Arbeitsplätze und neue Grünzonen geschaffen werden. Der Freistaat will nach der Transrapid-Pleite jetzt ein Gutachten in Auftrag geben, welche alternativen Schienenanbindungen es zum Flughafen geben kann. Dabei wird auch Udes Express- S-Bahn eine Rolle spielen. Der OB schaute sich gestern mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk vor Ort um.
Wenn es nach dem Oberbürgermeister geht, dann soll die Express- S-Bahn bis zu den Olympischen Winterspielen 2018 fahren können. Deshalb drängt OB Christian Ude darauf, mit den vertiefenden Untersuchungen zu beginnen und ein Planfeststellungsverfahren einzuleiten. Dazu braucht er aber Bahn, Bund und Land an seiner Seite.
Die Trasse für die Express- S-Bahn, die die Verkehrsexperten Prof. Klaus Beckmann und Prof. Jürgen Siegmann für die Stadt entwickelt haben, führt vom Hauptbahnhof über die Haltepunkte Marienhof, Leuchtenbergring und einen Stopp in Unterföhring oder Ismaning zum Flughafen. Fahrzeit: unter 25 Minuten.
Innerhalb der Stadt ist der 4,1 Kilometer lange Abschnitt zwischen Zamdorf und Johanneskirchen besonders interessant: Dort fahren die S 8 und der Güterverkehr, der jetzige Zustand blockiert dort die Entwicklung großer Flächen östlich der Bahn. Nervig sind die Bahn-Übergänge. An den Übergängen Daglfinger Straße und Brodersenstraße sind die Schranken heute mehr als 30Minuten in der Stunde geschlossen. Die Unterführungen an der Stegmühlstraße und Johanneskirchner Straße sind eng und können nur eingeschränkt befahren werden.
Die Stadt drängt darauf, die Strecke vierspurig auszubauen und die S 8 und den Güterverkehr in einen Tunnel zu schicken. Damit könnten die brach liegenden Flächen entwickelt werden. Und: Die heutige Bahnfläche könnte mit genutzt werden.
Die Vorteile:
Vier neue Baugebiete könnten erschlossen werden mit Wohnungen für rund 10 000 Menschen.
Es wäre hier außerdem Platz für rund 2000 Arbeitsplätze.
Die Gebiete um die drei S-Bahnstationen dort könnten als Quartierszentren ausgebaut werden.
Rund 25 000 Einwohner würden durch den Tunnel vor Bahnlärm geschützt.
Es gäbe neue Grünflächen auf der Tunneldecke.
Die Bahntrasse würde nicht mehr wie eine Barriere das Gebiet im Osten durchtrennen.
Das Konzept setzt aber voraus, dass die zweite S-Bahnstammstrecke gebaut und der Erdinger Ringschluss realisiert wird. Die Kosten werden – alleine für die Express- S-Bahn – auf 624 Millionen Euro geschätzt. Die Kosten sollten sich – wie bei Schienenprojekten üblich – Bund und Land 60 zu 40 Prozent teilen.
Und die Stadt? „Eine etwaige Kostenbeteiligung der Stadt“ wäre über die Flughafengesellschaft „möglich“, heißt’s. Interessant – noch beim Bau des Transrapid wollte Ude dem Flughafen eine finanzielle Beteiligung sogar gerichtlich verbieten lassen . . . Wenn für die Express-S-Bahn zügig geplant wird, könnte sie bis 2018 fertig sein – dann hätte OB Christian Ude auch gern die Olympischen Winterspiele in der Stadt, für die die Bewerbung läuft.
Willi Bock