Expertenmangel: 8,5 Arzt-Stellen, 7800 Einrichtungen

Für die Risikobereiche OP und Intensivabteilung fehlen Experten zur Überwachung von Hygiene-Standards - das Gesundheitsreferat sieht sich überfordert.
München - Die Vorlage, die gestern im Stadtrat behandelt wurde, trug den Titel: „Hygieneskandal II“ – so wie der zugrunde liegende CSU-Antrag zum Thema. Ein Titel, der das Problem nicht wirklich trifft. Denn um was es in der Rathaus-Debatte ging, war nicht mehr und nicht weniger als der tägliche Hygiene-Skandal in Krankenhäusern.
Der aktuelle Anlass: Das staatliche Gesundheitsministerium verlangt vom städtischen Gesundheitsamt, dass es 68 OP- und 61Intensiv-Abteilungen in Münchner Akut-Krankenhäusern mit einer speziellen Checkliste überprüft. Bis zum Jahresende. Das Ganze ist Teil eines 10-Punkte-Aktionsprogramms zur „infektionshygienischen Überwachung“. Ein Konzept, das stufenweise umgesetzt wird. Einen Teil davon, die so genannte Risikoprofilerfassung der Krankenhäuser, hat das Münchner Gesundheitsreferat (RGU) erledigt.
Doch mit der Aufgabe, die Risikobereiche OP und Intensivabteilung „lückenlos und zeitgerecht“ mit der Checkliste abzuarbeiten, sieht die Kontrollbehörde sich überfordert. Wegen Personalmangels. Das ließ Referent Joachim Lorenz den Landesarzt Andreas Zapf schriftlich wissen. Der zeigte wenig Verständnis: „Ich möchte hiermit meiner Sorge um das Wohl der Patienten, die sich in Krankenhäusern in der Landeshauptstadt München behandeln lassen, Ausdruck verleihen, wenn nun die Landeshauptstadt dieses wichtige Projekt nicht zügig abschließt“, steht in der Antwort.
Referent Lorenz erklärte nun dem Stadtrat, warum sein Amt hinterherhinkt. Der Überwachung von 7800 Einrichtungen stehen bloß 8,5 Arzt-Stellen gegenüber. Und die waren heuer meist nur zur Hälfte besetzt. „Es gibt zu wenig Fachleute auf dem Markt“, klagt Lorenz. Und die verdienen andernorts besser als bei der Stadt. Kommen zur Personalnot noch Akutfälle, wie jetzt in der Rinecker-Klinik, sind die Hygiene-Ärzte auch so ausgelastet. 15 bis 20 solcher Fälle treten pro Jahr in München auf.
Da bleibt für Checklisten wenig Zeit, meint Lorenz: „Feuerlöschen hat Vorrang vor vorbeugendem Brandschutz.“ Klappt es, Stellen zu besetzten, sollen bis Mitte 2012 trotzdem alle OPs und Intensiv-Abteilungen durchgecheckt sein.